Der lange Weg zum Chobe
11.09.2018 bis 05.10.2018
Der
Winter wollte mal wieder nicht enden. Es war kalt und uns war das Feuerholz
ausgegangen. Nun hatten wir zwei Möglichkeiten, entweder neues Holz zu kaufen
oder dorthin zu fahren, wo es wärmer ist. Die erste Option hielten wir für
keine gute Idee, da man um diese Zeit nur nasses Holz bekommt. Also haben wir
uns für die zweite Option entschieden, da wir uns daran erinnerten, dass es am
Chobe-Fluss in Botswana immer schön warm ist. Leider ist der Fluss von uns
2.500 km entfernt. Daher haben wir kurzerhand den Weg zum Ziel erklärt und noch
einen Umweg über die Kalahari gemacht, um den Kgalagadi
Nationalpark zu besuchen. Der Park ist allerdings sehr beliebt, daher haben wir
dort keine Unterkunft bekommen. Zum Glück gibt es nur 4 km vor dem Eingang die Kgalagadi Lodge mit wunderschönen Chalets direkt auf einer
Düne.
Von
hier hatte man einen herrlichen Ausblick auf die rote Dünenlandschaft und
direkt vor der Hütte wuchsen Wüstenmelonen.
Die
Nara ist eine wichtige Nahrungsquelle für viele Tiere, womit sie in der
Trockenzeit ihren Wasserbedarf decken. Auf dem Gelände gab es ein riesiges
Webervogelnest und nachts einen herrlichen Sternenhimmel.
Allerdings
kann es nachts empfindlich kalt werden. Als wir am Morgen aufbrachen, machte
mich das Auto auf die Glatteisgefahr aufmerksam, es war -3 Grad. Aber es hat
sich schnell auf 30 Grad aufgewärmt.
Nun
kann man allerdings nicht einfach so in den Park fahren, denn die Anzahl der
Fahrzeuge ist auf 20 pro Tag begrenzt. Aber ich hatte uns vorher angemeldet und
so konnten wir im morgendlichen Gegenlicht die silbern schimmernde
Graslandschaft bewundern.
Die
Tierwelt beschränkt sich auf wenige Spezialisten, die mit den trockenen Bedingungen
zurechtkommen, so wie diese Gnus.
Sehr
selten trifft man einen Löffelhund, er ist eigentlich nachtaktiv.
Ein
Wasserloch ist bekannt dafür, dass sich immer hunderte von Tauben hier tummeln,
die sich aber normalerweise schnell verkrümeln, wenn sich ein Raubvogel nähert.
Daher war der Adler sehr verwirrt wegen des Geflatters
um ihn herum.
Geparde
sind ja leider sehr selten geworden, daher waren wir hoch erfreut, dass wir
eine kurze Begegnung mit ihnen hatten.
Nun
ging es 1.400 km durch die Kalahari nach Maun am
Okavango-Delta. Zum Glück gab es eine nagelneue Teerstraße vom Kgalagadi bis zum Transkalahari-Highway, womit die Fahrt
von 3 Tagen auf 2 verkürzt wurde. Im Okavango-Delta fächert sich der Okavango,
erreicht niemals das Meer und versickert in der Kalahari. Dadurch wird eine in
der Welt einzigartige Landschaft erzeugt. In Maun
haben wir in einer einfachen Lodge mit gemütlichen Hütten etwas außerhalb der
Stadt gewohnt.
Die
Lodge lag direkt an einem Fluss, worauf man auch Bootsfahrten machen konnte,
allerdings nur durch landwirtschaftliches Gebiet, aber auf Kühebesichtigung
hatten wir keine Lust.
Darum
ist es natürlich schöner, direkt im Delta zu wohnen, aber dort gibt es nur sehr
teure Luxuslodges, die zwischen 800€ und 1200€ pro
Nacht und Person kosten. Das haben wir uns verkniffen und dafür einen Rundflug
gemacht. Um diese Zeit füllte sich das Delta langsam und verwandelte die Wüste
in ein Gewirr von grünen Inseln und Kanälen. Aus der Luft ein herrlicher
Anblick.
Man
entdeckt auch viele Tiere, so wie diese riesige Büffelherde.
Nun
ging es in östliche Richtung nach Nata, nur 320 km
entfernt über eine Teerstraße. Das sollte also schnell erledigt sein, so dass
noch Zeit zum Besuch eines Vogelschutzgebietes sein sollte. Die Straße entpuppte
sich allerdings als eine Aneinanderreihung von riesigen Schlaglöchern, in denen
Kleinkinder verschwinden könnten. Man musste entweder Slalom oder neben der
Straße im Busch fahren. So haben wir für die kurze Strecke 7 Stunden gebraucht
und ich war so fertig, dass wir das Schutzgebiet geschlabbert und die schöne
Lodge genossen haben.
Unser
eigentliches Ziel, Kasane am Chobe-Fluss, war am
nächsten Tag schnell erreicht. Dort bezogen wir unser Quartier für 8 Tage in einer
kleinen Ferienhausanlage und trafen uns mit Marion und Gerhard aus Deutschland.
Die Attraktion sind die vielen Elefanten, die jetzt in
der Trockenzeit am Nachmittag in großen Herden zum Fluss kommen. Die Elefanten
können ungehindert zwischen Botswana, Sambia, Namibia und Simbabwe wandern,
denn es gibt hier keine Zäune und manchmal laufen sie auch durch die Stadt. Es
soll in der Gegend 120.000 Elefanten geben, da ist eine Begegnung mit ihnen
garantiert. Sie kommen nicht nur zum Trinken an den Fluss, sondern auch wegen
dem frischen Grass auf den Überflutungsebenen.
Der
Chobe Nationalpark liegt gleich nebenan und obwohl Kasane
eine Touristenhochburg ist, gibt es im Park kein Gedränge, denn es sind meist
Gruppenreisende und von den Privatfahrern trauen sich die wenigsten hinein, was
bei den schwierigen Straßenverhältnissen auch kein Wunder ist.
Was uns
natürlich nicht von ausgiebigen Pirschfahrten abhält. Wir begegnen dabei
Giraffen
Und
entdecken einen Löwen, der sich im Busch versteckt, aber die Umgebung
aufmerksam beobachtet.
Ein
Stückchen weiter liegt der Rest der Familie. Auch sie beobachten die Umgebung,
während die Kleinen sich an der Muttermilch laben.
Dann
entdecken wir auch den Grund für die Aufmerksamkeit. Die Löwen haben einen
kleinen Elefanten gerissen und sie bewachen jetzt ihre Beute. Gefressen hatten
sie davon noch nichts, vielleicht muss das Fleisch ja noch ein wenig abhängen.
Aber die Geier haben es schon mitbekommen und warten auf einem nahegelegenen
Baum auf ihre Chance.
Sehr beliebt
sind Bootsfahrten auf dem Chobe und am Nachmittag herrscht reger
Schiffsverkehr.
Die
Elefanten sind sehr entspannt und lassen sich nicht stören.
Wir
sind mit einem kleinen Boot unterwegs und kommen sehr nahe an die Tiere heran.
Das ist eine gute Gelegenheit, sich einen Elefanten mal im Detail anzusehen,
wie z.B. seinen Rüssel.
Der
Rüssel ist ein wahres Wunderwerk der Natur und besteht aus 40.000 Muskeln. Er
ist ein Universalwerkzeug und wir können beobachten, wie sie damit geschickt
die Gräser herausziehen und sorgfältig vom Schmutz befreien.
Man
sieht viele Tiere auf einer Bootstour, wie diesen Wasserbock
Oder
auch kleine Tiere wie diesen sehr seltenen Afrikanischen Scherenschnabel
Beim
Scherenschnabel ist die untere Hälfte des Schnabels länger als die obere. Der
Vogel fliegt dicht über der Wasseroberfläche und durchpflügt mit der unteren
Schnabelhälfte das Wasser. Trifft er auf einen Fisch, fliegt der ihm in den
Schnabel. Das war hier auch der Fall. Er hat den Fisch aber nicht für sich gefangen,
sondern für seinen Nachwuchs.
Am
nächsten Tag machen wir einen Ausflug zu den Victoria Wasserfällen, die sind
nur 80 km entfernt. Obwohl jetzt Trockenzeit ist, sind die Fälle immer noch
beeindruckend. Die gesamten Fälle kann man nur aus der Luft sehen, aber der
Blick von den Aussichtsplätzen auf Teile der Fälle sind auch sehr schön.
Wir
haben die Fälle schon im März erlebt, da sind die Wassermassen gewaltig, aber
man kann vor lauter Gischt fast nichts sehen und die Badenden auf der anderen
Seite würden sich auch nicht halten können.
Das
Wasser fällt in einen Riss in der Landschaft und fließt auf der anderen Seite
durch eine tiefe Schlucht ab.
Hier an
den Fällen wird man ganz schön abgezockt. Wir haben hier an der Schlucht Mittag
gegessen und ein Tomaten-Käse-Sandwich hat 12$ gekostet, da bekommt man bei uns
ein Filetsteak für. Der Eintritt zu den Fällen kostet 20$ für uns als residente
Südafrikaner und 30$ für andere, vorher hat man aber schon 30$ Visumgebühren
bezahlt. Man kann das aber auch verstehen, denn Simbabwe geht es sehr schlecht
und sie brauchen dringend Geld. Sie sind zwar den alten Diktator Mugabe
losgeworden, aber die Situation hat sich nicht verbessert. Nachdem es eine
Hyperinflation gegeben hat, hat man die eigene Währung abgeschafft und den
US-Dollar eingeführt. Leider sind ihnen auch die Dollars ausgegangen und sie
können fast nichts mehr importieren. Es gibt kaum noch Benzin und in den Läden
sind die Regale leer. Wenn man überhaupt etwas bekommt, ist es sehr teuer. So
kostet eine 2 Liter Flasche Rapsöl 20$, wenn man bedenkt, dass der
Tagesverdienst vielleicht 10$ ist, dann wäre es so, als wenn in Deutschland die
Flasche Öl 150€ kosten würde. Mir tut es sehr leid für diese überaus
freundlichen Menschen und diesem wunderschönen Land. Man kann nur hoffen, dass
es eines Tages zu der alten Blüte zurückkehren kann.
Am
nächsten Tag besuchen wir einen Campingplatz an der Hunters Road, das ist eine
Straße an der Grenze zu Simbabwe, den früher die Jäger und wohl heute noch die Wilderer
benutzen. Dieser Platz ist ein Geheimtipp, denn er hat eine schöne Bar an einem
Wasserloch, zu dem die Tiere aus dem Hwange-Nationalpark kommen.
Hier
gibt es immer was zu sehen, mal kommen ein paar Giraffen
Oder
auch Impalas
Aber
besonders attraktiv ist es für Elefanten
Wobei
die Kleinen immer witzig sind
Am nächsten
Tag haben wir wieder nach dem Elefantenkadaver geschaut. Es hat furchtbar
gestunken, aber die Löwen haben es wohl anders empfunden, denn sie haben sich
ordentlich die Bäuche vollgeschlagen.
Einige
waren schon so satt, dass sie völlig fertig daneben lagen.
Ein
paar Kilometer weiter entdecken wir noch eine Löwenfamilie, die sich in der
Morgensonne wärmen.
Sie
sind völlig entspannt und auch die Kleinen lassen sich nicht aus der Ruhe
bringen.
Das ist
eine gute Gelegenheit, sich eine Löwenpfote mal aus der Nähe zu betrachten.
Nach einer
Weile werden sie müde und verkrümeln sich ins Gebüsch.
Auf dem
Rückweg begegnen wir noch einer Büffelherde mit hunderten von Tieren.
Im Lauf
des Nachmittags kommen die Elefanten wieder auf die Überflutungsflächen. Kurz
vor Sonnenuntergang sammeln sie sich wieder am Fluss
Um ihn
gemeinsam zu durchqueren, denn im Wasser lauern viele Krokodile.
An Land
sind sie wieder ganz entspannt und ziehen lautlos an uns vorbei.
Am
nächsten Morgen schauen wir wieder nach dem toten Elefanten. Die Löwen haben
sich sattgefressen, sind weitergezogen und haben den Geiern das Feld
überlassen. Die verrichten ganze Arbeit, denn in Windeseile ist nicht mehr viel
von dem Elefanten übrig.
Irgendwann
ging die Zeit am Chobe auch zu Ende und als Abschluss leisten wir uns ein Essen
in einem schwimmenden Restaurant zwischen Botswana und Namibia, was mit einer
entspannten Zubringer-Bootsfahrt verbunden war. Das ist zwar eine
Touristenfalle, war aber ganz urig.
Jetzt
hatten wir uns auch schön aufgewärmt, wir hatten fast immer über 40 Grad und
konnten uns auf die lange fünftägige Rückfahrt nachhause mit Übernachtung in Francistown, Mahikeng, Kimberly
und Beaufort West machen, wo wir die Fahrt für einen Tag unterbrachen, denn wir
wollten etwas Zeit im Karoo National Park verbringen, den wir noch nicht
kannten und die üblichen Übernachtungsmöglichkeiten in Beaufort West sind sehr
bescheiden. Es war eine angenehme Überraschung, der Park und die Hütten sind
sehr gepflegt und liegen in einer großartigen Landschaft.
Es gibt
nicht sehr viel Übernachtungsmöglichkeiten in der Karoo, aber ich glaube, wir
haben einen neuen Favoriten gefunden.
Ja, das
war eine schöne Runde von 8000 km durch das südliche Afrika. Zuhause hatte es
während unserer Abwesenheit gut geregnet, so dass die Stauseen etwas voller
geworden sind und die Kälte hatte sich auch verzogen. Jetzt kann das Feuerholz
in Ruhe trocknen.