Wir wollten euch
kurz über unsere Wassersituation berichten, welche immer noch kritisch ist,
aber die Lage hat sich etwas entspannt, weil die Leute kräftig Wasser gespart haben
und obwohl kaum noch Wasser in den Stauseen ist, konnte der Day Zero auf
nächstes Jahr verschoben werden. Uns wird also nicht das Wasser abgedreht. Die
letzten Tage hat es auch kräftig geregnet, was weiterhin zur Entspannung
beiträgt. Andere Landesteile dagegen haben zuviel Wasser, z.B. die Drakensberge im Eastern Cape an der Grenze zu Lesotho.
Genau das war aber das Ziel unseres letzten Ausflugs, denn ich wollte mal
wieder ein paar wilde Bergpässe fahren. Die wildesten Pässe gibt es rund um das
kleine Dorf Rhodes, darum haben wir uns 5 Tage dort stationiert. Leider hat das
Wetter einen Strich durch meine Planung gemacht, denn es hat seit Januar fast
dauernd geregnet, so dass von 18 Pässen nur 7 befahrbar waren. Es hat
Erdrutsche gegeben, Straßen sind weggespült und Brücken beschädigt worden. So
hingen wir die meiste Zeit in dem kleinen Dorf fest, was nicht grade aufregend
war. Es gibt zwar hundert alte Häuser in dem Ort, aber nur 23 feste Einwohner.
Der Rest der Häuser waren Ferienhäuser, aber von den Besitzern war zu der Zeit
keiner da. Wir haben uns gefragt, wie man hier leben kann, denn es ist wirklich
sehr abseits und nur über eine 60km lange Geröll- und Schlammstraße von Barkley-East erreichbar. Es gibt hier keinen Laden, keine
Tankstelle oder sonstige Versorgungseinrichtungen. Man kann nur Brot, Eier und
Milch von einer Farm kaufen. Es gibt immerhin ein Postamt in einem hübschen
Gebäude, was allerdings nur an einem Tag in der Woche für 2 Stunden geöffnet
hat.
Eine
Telefonzelle gab es auch noch, dort war
aber kein Telefon mehr drin.
Es gibt auch noch
eine Töpferei einer alten Dame mit integriertem Café, wo man außer einem dünnen
Kaffee nichts bekommt.
Mit der alten
Dame haben wir lange auf der Terrasse gesessen und viel von dem Leben in Rhodes
erfahren. So war niemand der jetzigen Bewohner hier geboren, sie haben alle die
Abgeschiedenheit selbst gewählt und waren sehr glücklich und zufrieden, obwohl
die Versorgungslage ja so schwierig ist. Wir können es uns nicht vorstellen,
für Wurst und Käse 2 Stunden über eine Schlammstraße nach Barkley-East
zu fahren und anschließend wieder zurück. Besonders kompliziert wird es, wenn
man Medikamente braucht, denn Barkley-East ist auch
nur ein winziger Ort und hat keine Apotheke. Darum muss man Medikamente eine
Woche vorher in Aliwal North (welches 200km entfernt liegt) bestellen und die
werden dann in ein Café in Barkley-East geliefert, wo
man sie abholen muss, denn kein Lieferdienst fährt die Straße nach Rhodes. Man
sollte also möglichst nicht spontan krank werden, denn einen Arzt gibt es hier
auch nicht.
Wir haben in einem
kleinen Hotel, dem Walkerbouts Inn mit 8 Zimmern,
gewohnt und waren dort die einzigen Gäste.
Das Hotel lag am
Rande des Ortes und wenn man hinausschaute, schaute man ins absolute Nichts.
Abends wurde
gegessen, was auf den Tisch kam. Es gab traditionelles südafrikanisches Essen,
allerdings mit besonderem Pfiff, denn die Köchin, die einer Kugel glich mit
herausragenden Stummelarmen, welche ständig rotierten, konnte hervorragend
kochen. Sie war dort Mädchen für alles, hat morgens das Frühstück gemacht, die
Buchführung und die Rezeption, das Abendessen und anschließend die Bar, denn
der Besitzer, ein alter Naturbursche mit mächtigem Rauschebart, hatte sich wohl
entschlossen, nichts mehr zu tun und nur noch an der Bar zu sitzen und
Geschichten zu erzählen. Dort versammelte sich am Abend ein großer Teil der
Bevölkerung, regelmäßig auch die alte Dame aus der Töpferei, um ihren Gin-Tonic zu sich zu nehmen. Wie sich herausstellte, war
sie die Schwester des Besitzers. Alle waren aber auch schnell wieder
verschwunden und man bekam ein schlechtes Gewissen, weil man die Köchin nach 13
Stunden von ihrem Feierabend abhielt. Also haben wir uns auch verzogen. Da es
keine Möglichkeit gab, draußen zu sitzen, es war einfach zu kalt und zu nass,
und es in dem kleinen Zimmer keine Sitzgelegenheit gab, haben wir unsere eigene
Raucher-Lounge im Badezimmer eröffnet, sehr gemütlich 😉.
Ja, Rhodes ist
nichts für Weicheier, aber wir wurden ja gleich bei der Ankunft gewarnt.
Am nächsten Tag
kam die Sonne raus und wir konnten endlich die geplante Rundfahrt über den Naude’s Nek Pass starten (für
näher Interessierte: Die Rundfahrt ging von Rhodes über Naude’s
Nek nach Maclear, Elliot
und zurück nach Rhodes). Zunächst war die Straße in gutem Zustand und lief
durch eine bezaubernde Landschaft mit versteckt liegenden Farmen.
Elegant schwang
sich die Straße den Pass hoch,
An einer Stelle
sogar in Herzform:
Wir kamen recht
zügig voran und erreichten bald die Passhöhe, wo der Wind mächtig pfiff und
einen fast umhaute.
Dafür hatte man
von oben einen tollen Blick auf die weite Landschaft darunter.
Hinter der
Passhöhe gab es zunächst einige Farmen.
Aber man hatte
uns gewarnt, dass die Straße nach der Passhöhe sehr schlecht werden würde und
so war es auch. Wir mussten uns durch metertiefen Schlamm wühlen und das Auto
sah entsprechend aus.
Zum Glück sind
wir nicht stecken geblieben oder abgerutscht, das wäre fatal gewesen, denn
Handyempfang gibt es hier auch nicht. Kurz vor Maclear
wurde die Straße aber wieder besser.
Von Maclear nach Elliot ging es zur Erholung auf eine
Teerstraße und danach gab es erneut eine Schlammschlacht zurück nach Rhodes. Die
Gesamtstrecke betrug 270km und obwohl es zwischendurch 90km auf einer
Teerstraße ging, haben wir 9 Stunden benötigt (das blöde Navi
hatte 4,5 Stunden vorausgesagt). Es war anstrengend, hat aber großen Spaß
gemacht.
Hier in der
Gegend gibt es auch ein Skigebiet, dem einzigen in Südafrika. Das wollten wir
uns unbedingt ansehen, dazu mussten wir über den Carlisleshoekspruit
Pass.
Das Wetter war
wieder schlechter geworden, aber erst lief es ganz gut.
An einigen
Stellen gab es Betonspuren, manchmal ging es auch durch Schlamm, der aber bei
den Flussdurchquerungen wieder abgewaschen wurde.
Kurz vor der
Passhöhe ging es so steil nach oben, dass mir ein spontanes „Ach, du Scheiße“
entfuhr und das kommt nicht so oft vor. Die Südafrikaner sind sehr sparsam mit
Warnschildern, aber hier stand sogar ein Schild, dass man den kleinsten Gang
nehmen und die Drehzahl unbedingt hoch halten soll. Außerdem soll man die
Kurven gut ausfahren, denn man hat keine Chance zum Rangieren. Zum Glück hat
das Auto eine Untersetzung und so sind wir gemütlich hochgekrochen,
die Enge und das balancieren auf den kleinen Betonspuren waren allerdings Adrenalinerzeugend.
Endlich konnten
wir das Tiffindell Ski Resort
sehen, leider lag es in den Wolken.
Wir sind trotzdem
hingefahren, um es uns anzusehen. Außer dem Personal war niemand da, wir haben
aber einen Kaffee bekommen. Im Winter soll es hier brechend voll sein und wir
haben uns gefragt, wie die Leute und die Logistik über den halsbrecherischen
Pass kommen, aber die Südafrikaner sind da eher schmerzfrei.
Vom Skigebiet
gibt es eine Verbindungsstrasse zu einer Lodge, die
in der Nähe von der Naude’s Nek
Passhöhe liegt. Ich hatte eigentlich geplant, diese Straße, die Tiffindell-Tenahead-Traverse, zu fahren, aber man hatte uns
gesagt, dass die Straße am Anfang sehr gut ist, im Verlauf aber sehr schlecht
wird. Also haben wir uns den Anfang mal angesehen.
Gut, das hatte
sich also auch erledigt und wir sind den gleichen Weg wieder zurück gefahren.
Wir wussten ja jetzt schon, was uns erwartet.
Trotzdem ist es
immer wieder aufregend, wenn es steil nach unten geht.
Am nächsten Tag
war wieder schönes Wetter und wir wollten uns die Lodge
ansehen. Dazu sind wir noch mal den Naude’s Nek Pass hochgefahren. Die Tenahead
Lodge ist eine schweineteure 5-Sterne Lodge mit nur 7 Zimmern mitten in der Wildnis und ist die
höchstgelegene des Landes.
Auch hier war nur
das Personal da, wir haben aber auch einen Kaffee bekommen, den wir auf der
Terrasse genossen haben.
Irgendwann waren
die 5 Tage auch vorbei und wir sind weiter in den kleinen Ort Hogsback gefahren. Dieser Ort liegt am Rande eines
Geländeabbruchs, ist also der Übergang vom Hochland zum Tiefland. Da es hier
sehr viel regnet, gibt es auch sehr viel Wald und die wenigen Bewohner leben
auf riesigen Grundstücken im Wald. Hier hatten wir eine Hütte direkt an der
Abbruchkante, welche zu der Hotelanlage The Edge
gehört und tatsächlich auf der Ecke liegt.
Die Aussicht von
der Terrasse war atemberaubend, wir konnten ihn allerdings nicht lange
genießen, weil es sehr windig und kalt war.
Die Aussicht konnte
man allerdings auch vom Klo genießen.
Um Dagmar für die
wilden Pässe zu entschädigen und weil man grade in der Gegend war, ging es für
ein paar Tage noch in den Addo Elephant Nationalpark.
Hier hat man Elefanten hautnah.
Nun, nicht direkt
hautnah, man muss schon im Auto sitzen bleiben, aber bei dem Aufpasser befolgt
man das Gebot auch besser.
Elefanten zu
beobachten ist immer interessant, vor allem, wenn die Kleinen im Wasser
spielen.
Elefanten gut,
alles gut. Auch wenn alles nicht wie geplant verlief, so war es doch eine
schöne und interessante Reise abseits der Touristenströme. Wir sind sicher, es
gibt noch einiges zu entdecken.