Die wilden Pässe der Drakensberge

Newsletter vom 27. April 2018

 

Wir wollten euch kurz über unsere Wassersituation berichten, welche immer noch kritisch ist, aber die Lage hat sich etwas entspannt, weil die Leute kräftig Wasser gespart haben und obwohl kaum noch Wasser in den Stauseen ist, konnte der Day Zero auf nächstes Jahr verschoben werden. Uns wird also nicht das Wasser abgedreht. Die letzten Tage hat es auch kräftig geregnet, was weiterhin zur Entspannung beiträgt. Andere Landesteile dagegen haben zuviel Wasser, z.B. die Drakensberge im Eastern Cape an der Grenze zu Lesotho. Genau das war aber das Ziel unseres letzten Ausflugs, denn ich wollte mal wieder ein paar wilde Bergpässe fahren. Die wildesten Pässe gibt es rund um das kleine Dorf Rhodes, darum haben wir uns 5 Tage dort stationiert. Leider hat das Wetter einen Strich durch meine Planung gemacht, denn es hat seit Januar fast dauernd geregnet, so dass von 18 Pässen nur 7 befahrbar waren. Es hat Erdrutsche gegeben, Straßen sind weggespült und Brücken beschädigt worden. So hingen wir die meiste Zeit in dem kleinen Dorf fest, was nicht grade aufregend war. Es gibt zwar hundert alte Häuser in dem Ort, aber nur 23 feste Einwohner. Der Rest der Häuser waren Ferienhäuser, aber von den Besitzern war zu der Zeit keiner da. Wir haben uns gefragt, wie man hier leben kann, denn es ist wirklich sehr abseits und nur über eine 60km lange Geröll- und Schlammstraße von Barkley-East erreichbar. Es gibt hier keinen Laden, keine Tankstelle oder sonstige Versorgungseinrichtungen. Man kann nur Brot, Eier und Milch von einer Farm kaufen. Es gibt immerhin ein Postamt in einem hübschen Gebäude, was allerdings nur an einem Tag in der Woche für 2 Stunden geöffnet hat.

 

 

Eine Telefonzelle  gab es auch noch, dort war aber kein Telefon mehr drin.

 

 

Es gibt auch noch eine Töpferei einer alten Dame mit integriertem Café, wo man außer einem dünnen Kaffee nichts bekommt.

 

 

Mit der alten Dame haben wir lange auf der Terrasse gesessen und viel von dem Leben in Rhodes erfahren. So war niemand der jetzigen Bewohner hier geboren, sie haben alle die Abgeschiedenheit selbst gewählt und waren sehr glücklich und zufrieden, obwohl die Versorgungslage ja so schwierig ist. Wir können es uns nicht vorstellen, für Wurst und Käse 2 Stunden über eine Schlammstraße nach Barkley-East zu fahren und anschließend wieder zurück. Besonders kompliziert wird es, wenn man Medikamente braucht, denn Barkley-East ist auch nur ein winziger Ort und hat keine Apotheke. Darum muss man Medikamente eine Woche vorher in Aliwal North (welches 200km entfernt liegt) bestellen und die werden dann in ein Café in Barkley-East geliefert, wo man sie abholen muss, denn kein Lieferdienst fährt die Straße nach Rhodes. Man sollte also möglichst nicht spontan krank werden, denn einen Arzt gibt es hier auch nicht.

 

Wir haben in einem kleinen Hotel, dem Walkerbouts Inn mit 8 Zimmern, gewohnt und waren dort die einzigen Gäste.

 

 

Das Hotel lag am Rande des Ortes und wenn man hinausschaute, schaute man ins absolute Nichts.

 

 

Abends wurde gegessen, was auf den Tisch kam. Es gab traditionelles südafrikanisches Essen, allerdings mit besonderem Pfiff, denn die Köchin, die einer Kugel glich mit herausragenden Stummelarmen, welche ständig rotierten, konnte hervorragend kochen. Sie war dort Mädchen für alles, hat morgens das Frühstück gemacht, die Buchführung und die Rezeption, das Abendessen und anschließend die Bar, denn der Besitzer, ein alter Naturbursche mit mächtigem Rauschebart, hatte sich wohl entschlossen, nichts mehr zu tun und nur noch an der Bar zu sitzen und Geschichten zu erzählen. Dort versammelte sich am Abend ein großer Teil der Bevölkerung, regelmäßig auch die alte Dame aus der Töpferei, um ihren Gin-Tonic zu sich zu nehmen. Wie sich herausstellte, war sie die Schwester des Besitzers. Alle waren aber auch schnell wieder verschwunden und man bekam ein schlechtes Gewissen, weil man die Köchin nach 13 Stunden von ihrem Feierabend abhielt. Also haben wir uns auch verzogen. Da es keine Möglichkeit gab, draußen zu sitzen, es war einfach zu kalt und zu nass, und es in dem kleinen Zimmer keine Sitzgelegenheit gab, haben wir unsere eigene Raucher-Lounge im Badezimmer eröffnet, sehr gemütlich 😉.

 

 

Ja, Rhodes ist nichts für Weicheier, aber wir wurden ja gleich bei der Ankunft gewarnt.

 

 

Am nächsten Tag kam die Sonne raus und wir konnten endlich die geplante Rundfahrt über den Naude’s Nek Pass starten (für näher Interessierte: Die Rundfahrt ging von Rhodes über Naude’s Nek nach Maclear, Elliot und zurück nach Rhodes). Zunächst war die Straße in gutem Zustand und lief durch eine bezaubernde Landschaft mit versteckt liegenden Farmen.

 

 

Elegant schwang sich die Straße den Pass hoch,

 

 

An einer Stelle sogar in Herzform:

 

 

Wir kamen recht zügig voran und erreichten bald die Passhöhe, wo der Wind mächtig pfiff und einen fast umhaute.

 

 

Dafür hatte man von oben einen tollen Blick auf die weite Landschaft darunter.

 

 

Hinter der Passhöhe gab es zunächst einige Farmen.

 

 

Aber man hatte uns gewarnt, dass die Straße nach der Passhöhe sehr schlecht werden würde und so war es auch. Wir mussten uns durch metertiefen Schlamm wühlen und das Auto sah entsprechend aus.

 

 

Zum Glück sind wir nicht stecken geblieben oder abgerutscht, das wäre fatal gewesen, denn Handyempfang gibt es hier auch nicht. Kurz vor Maclear wurde die Straße aber wieder besser.

 

 

Von Maclear nach Elliot ging es zur Erholung auf eine Teerstraße und danach gab es erneut eine Schlammschlacht zurück nach Rhodes. Die Gesamtstrecke betrug 270km und obwohl es zwischendurch 90km auf einer Teerstraße ging, haben wir 9 Stunden benötigt (das blöde Navi hatte 4,5 Stunden vorausgesagt). Es war anstrengend, hat aber großen Spaß gemacht.

 

Hier in der Gegend gibt es auch ein Skigebiet, dem einzigen in Südafrika. Das wollten wir uns unbedingt ansehen, dazu mussten wir über den Carlisleshoekspruit Pass.

 

 

Das Wetter war wieder schlechter geworden, aber erst lief es ganz gut.

 

 

An einigen Stellen gab es Betonspuren, manchmal ging es auch durch Schlamm, der aber bei den Flussdurchquerungen wieder abgewaschen wurde.

 

 

Kurz vor der Passhöhe ging es so steil nach oben, dass mir ein spontanes „Ach, du Scheiße“ entfuhr und das kommt nicht so oft vor. Die Südafrikaner sind sehr sparsam mit Warnschildern, aber hier stand sogar ein Schild, dass man den kleinsten Gang nehmen und die Drehzahl unbedingt hoch halten soll. Außerdem soll man die Kurven gut ausfahren, denn man hat keine Chance zum Rangieren. Zum Glück hat das Auto eine Untersetzung und so sind wir gemütlich hochgekrochen, die Enge und das balancieren auf den kleinen Betonspuren waren allerdings Adrenalinerzeugend.

 

Endlich konnten wir das Tiffindell Ski Resort sehen, leider lag es in den Wolken.

 

 

 

Wir sind trotzdem hingefahren, um es uns anzusehen. Außer dem Personal war niemand da, wir haben aber einen Kaffee bekommen. Im Winter soll es hier brechend voll sein und wir haben uns gefragt, wie die Leute und die Logistik über den halsbrecherischen Pass kommen, aber die Südafrikaner sind da eher schmerzfrei.

 

 

Vom Skigebiet gibt es eine Verbindungsstrasse zu einer Lodge, die in der Nähe von der Naude’s Nek Passhöhe liegt. Ich hatte eigentlich geplant, diese Straße, die Tiffindell-Tenahead-Traverse, zu fahren, aber man hatte uns gesagt, dass die Straße am Anfang sehr gut ist, im Verlauf aber sehr schlecht wird. Also haben wir uns den Anfang mal angesehen.

 

 

Gut, das hatte sich also auch erledigt und wir sind den gleichen Weg wieder zurück gefahren. Wir wussten ja jetzt schon, was uns erwartet.

 

 

Trotzdem ist es immer wieder aufregend, wenn es steil nach unten geht.

 

 

Am nächsten Tag war wieder schönes Wetter und wir wollten uns die Lodge ansehen. Dazu sind wir noch mal den Naude’s Nek Pass hochgefahren. Die Tenahead Lodge ist eine schweineteure 5-Sterne Lodge mit nur 7 Zimmern mitten in der Wildnis und ist die höchstgelegene des Landes.

 

 

Auch hier war nur das Personal da, wir haben aber auch einen Kaffee bekommen, den wir auf der Terrasse genossen haben.

 

 

Irgendwann waren die 5 Tage auch vorbei und wir sind weiter in den kleinen Ort Hogsback gefahren. Dieser Ort liegt am Rande eines Geländeabbruchs, ist also der Übergang vom Hochland zum Tiefland. Da es hier sehr viel regnet, gibt es auch sehr viel Wald und die wenigen Bewohner leben auf riesigen Grundstücken im Wald. Hier hatten wir eine Hütte direkt an der Abbruchkante, welche zu der Hotelanlage The Edge gehört und tatsächlich auf der Ecke liegt.

 

 

Die Aussicht von der Terrasse war atemberaubend, wir konnten ihn allerdings nicht lange genießen, weil es sehr windig und kalt war.

 

 

Die Aussicht konnte man allerdings auch vom Klo genießen.

 

 

Um Dagmar für die wilden Pässe zu entschädigen und weil man grade in der Gegend war, ging es für ein paar Tage noch in den Addo Elephant Nationalpark. Hier hat man Elefanten hautnah.

 

 

Nun, nicht direkt hautnah, man muss schon im Auto sitzen bleiben, aber bei dem Aufpasser befolgt man das Gebot auch besser.

 

 

Elefanten zu beobachten ist immer interessant, vor allem, wenn die Kleinen im Wasser spielen.

 

 

Elefanten gut, alles gut. Auch wenn alles nicht wie geplant verlief, so war es doch eine schöne und interessante Reise abseits der Touristenströme. Wir sind sicher, es gibt noch einiges zu entdecken.

 

Zurück zur Homepage