Die was-man-schon-immer-mal-machen-wollte Reise
26.01.2025-09.02.2025
Lesezeit 14 Minuten
Das
Jahr war ganz frisch, der Sommer hatte angefangen, die Temperaturen stiegen und
so stieg auch unsere Reiselust. Es sollte diesmal nur eine kurze Reise werden
und da wir nicht so viel fahren wollten, sollte es in unserer Nähe sein, also
maximal 1000km entfernt. Wir hatten uns für eine Fahrt entlang der Südküste
entschieden und da wir dort schon fast alles kannten, wollten wir Dinge tun
oder erleben was man schon immer mal machen wollte und nie dazu kam. Wir fingen
mit der Gardenroute an und übernachteten wie fast immer in dem hübschen Ort
Knysna (sprich Neisna). Hier gibt es ein besonderes Hotel auf einer Insel in
der Lagune. Es ist ein ehemaliges Elektrizitätswerk, welches man zu einem
Luxushotel umgebaut hat. Ich habe darüber einen Fernsehbericht gesehen und
wollte dort schon immer übernachten, es war mir aber zu teuer. Knysna ist von
riesigen Wäldern umgeben und ganz besonders begehrt sind die gigantischen
Gelbholz-Bäume. Deshalb hat sich in Knysna anfangs des vorigen Jahrhunderts
eine florierende Holzindustrie etabliert. Auf der Insel Thesen-Island wurden
Sägewerke errichtet und das dazugehörige Kraftwerk, welches mit Holzabfällen
befeuert wurde. Das Kraftwerk lief bis 2001 und wurde dann unter Beibehaltung
der Industriestrukturen zum Turbine-Hotel umgebaut und ist wohl einzigartig auf
der Welt. Schon am Eingang wird man mit Maschinerie begrüßt.
Welches
sich in der Rezeption fortsetzt.
Man
sitzt zwischen den original Turbinen und sonstigen Anlagen.
Selbst
auf den Fluren und Zimmern, welche um die Industriestrukturen herumgebaut
wurden, waren Instrumente und Schalter.
Unser
Zimmer war links oben.
Von
dort hatten wir einen schönen Ausblick auf Thesen Island. Nachdem die
Holzindustrie verschwunden war, weil die Gelbholz-Bäume unter Naturschutz
gestellt wurden, hat man eine Luxus-Siedlung auf der Insel gebaut. Hier hat
jedes Haus einen eigenen Bootssteg.
Abends
haben wir es uns in einem der zahlreichen Restaurants gut gehen lassen.
Am
nächsten Morgen ging es schon wieder weiter, aber nicht ohne vorher bei der
Nationalpark-Verwaltung vorbeizuschauen, wo man die Knysna-Seepferdchen, die
sich nur in dieser Lagune befinden, besichtigen konnte.
Unsere
nächste Station war der Addo-Elephant Nationalpark. Hier waren wir zwar schon
sehr oft, aber wenn man schon mal in der Gegend war, muss man auch
vorbeischauen. Es befinden sich in dem relativ kleinen Park 600 Elefanten und
es erstaunt mich immer wieder wie man manchmal tagelang durch den Park fährt
und keinen einzigen Elefanten sieht. Wo haben die sich nur versteckt? So war es
auch diesmal, der Park empfing uns regnerisch und die Landschaft hüllte sich in
Nebelschwaden. Es war recht dunkel und man musste schon aufpassen, dass man
nicht in Zebras fährt, die plötzlich aus dem Gebüsch schießen.
Doch
dann blinzelte die Sonne durch den Nebel und die Welt sah schon ganz anders
aus.
Von
Elefanten keine Spur. Aber es gibt ja noch andere Tiere, z.B. den Schakal, der
wohl etwas Essbares gefunden hat.
Oder
neugierige Kuhantilopen.
Und
durstige Zebras.
Der
nächste Tag war brütend heiß und am nachmittags kamen endlich die Elefanten zu
Hunderten aus dem Wald und strebten dem Wasserloch zu.
Hier
konnten sie ihren Durst stillen und auch etwas Spaß haben.
Auf
die Kleinen wird immer gut aufgepasst.
Bei
ihm reicht der Rüssel noch nicht.
Da
hat die Mutter gleich Angst um ihn und hält ihn von weiteren Experimenten fern.
Er
hier achtet auf die Einhaltung der Regeln. Es gibt doch immer wieder
leichtsinnige Leute, die einfach aussteigen und dann ist das Geschrei groß,
wenn etwas passiert.
Nach
einer Stunde haben alle genug getrunken und Spaß gehabt und die Elefanten
verziehen sich wieder in den Wald und sind verschwunden.
Über
die Hinterlassenschaften der Elefanten freut sich der Dunk-Käfer. Aus der
Elefantenkacke macht er Kugeln und bringt sie in sein Nest, wo er dann die Eier
darin ablegt und die Nachkommen sich davon ernähren. Aber es ist auch sehr
mühsam die Kugel nach Haus zu bringen und der Kumpel ist nicht grade eine
Hilfe.
Apropos
Nachkommen: Eine Gelbmanguste schaut sich hektisch um,
Findet,
dass die Luft rein ist und entschließt sich sofort für Nachkommen zu sorgen.
Jetzt
klickt die Kamera und die beiden scheinen empört zu fragen: „Hast du uns etwa
beobachtet?“
Ganz
in der Nähe gibt es das private Tierreservat Amakhala. Dort waren wir schon
mal, ein Bericht darüber gibt es hier,
aber in einer sehr einfachen Unterkunft. Diesmal wollten wir es krachen lassen
und haben uns eine Luxus-Lodge geleistet, die Amakhala Bush Lodge. Unsere Hütte
war sehr großzügig bemessen.
Jede
Hütte hat einen eigenen Pool und Blick auf ein Wasserloch.
Am
Wasserloch tummeln sich immer jede Menge Tiere.
Das
Reservat ist Riesengroß in einer tollen Landschaft, was man am besten bei einer
Kaffeepause im Busch betrachten kann.
Auf
so einer Lodge geht man auch auf individuelle Wünsche ein. Da ich Geparden
liebe und ich wusste, dass es sie in diesem Reservat gibt, bat ich den Ranger
sie aufzuspüren. Das ist in diesem großen Gebiet nicht einfach und wir waren
lange unterwegs. Zwischendurch ist mir aufgefallen, dass es außergewöhnlich
viele Nashörner im Reservat gibt.
Es
ist leider ein Problem, dass Nashörner wegen dem Horn gewildert werden, darum
werden in den meisten Schutzgebieten die Hörner abgesägt. Das hat man hier
nicht gemacht und verlässt sich lieber auf die Technik. Jedes Nashorn trägt
einen GPS-Sender, der ungewöhnliche oder gar keine Bewegungen registriert und
dann Alarm schlägt. Der Sicherheitsdienst kann dann nachschauen, was los ist.
Es gibt noch viele andere Sicherheitsmechanismen, die man uns aber
verständlicherweise nicht verraten hat, welche aber offensichtlich wirkungsvoll
sind, denn es hat in den letzten Jahren keinen Wilderei-Vorfall gegeben. Das
kostet alles eine Menge Geld und schlägt sich in den Preisen der Lodges nieder.
Gegen
Abend hat der Ranger die Geparde tatsächlich gefunden. Da Geparde tagaktiv
sind, hatten sie sich aber unter einem Baum im hohen Gras schon zur Ruhe
begeben und man konnte sie eher erahnen.
Da
sie schon sehr müde waren, waren heute keine Aktivitäten zu erwarten und wir
beschlossen, morgen wiederzukommen.
Am
nächsten Morgen treffen wir auf einen Löwen, der verträumt aus dem Gebüsch
schaut.
Der
Ranger weiß von was er träumt, er ist nämlich verliebt. Das Problem ist
allerdings, dass sich seine Angebetete im Nachbarreservat Shamwari befindet und
die Reservate durch einen Zaun getrennt sind. Er kommt jeden Morgen zum Zaun
und wartet auf seine Geliebte.
Und
da kommt sie schon.
Jetzt
spielt sich ein großes Drama ab. Er zeigt ihr eindeutig, was er möchte, aber
sie wendet sich ab.
Dann
schauen sie sich lange in die Augen und sie rollt sich zwischendurch.
Irgendwann
ist es Zeit zu gehen.
Und
er bleibt als Ritter der traurigen Gestalt zurück.
Das
erinnert mich gleich an eine Ost-West Lovestory am Eisernen Vorhang. Aber das
Mitleid hält sich in Grenzen, denn er wird bereits von zwei Ladys begleitet.
Die zeigen aber keinerlei Eifersucht und löschen in Ruhe ihren Durst.
Später
am Abend treffen wir wieder auf die Geparde, leider haben sie sich schon wieder
hingelegt, aber die tiefstehende Sonne taucht das Gras in goldenes Licht.
Jetzt
sind sie schon wieder müde und wir beschließen, morgen etwas früher
vorbeizuschauen.
Dann
treffen wir auf ein Löwenpaar, die sich schon gefunden haben. Er hat
offensichtlich Spaß, aber sie scheint völlig unbeteiligt zu sein.
Das
ist ja auch frustrierend und er scheint sich zu fragen: „Was ist bloß mit
dieser Frau los?“
Es
gibt sehr viele Giraffen im Reservat und am nächsten Morgen sehen wir sogar
welche, die sich hingelegt haben, ein seltener Anblick.
Große
Büffelherden durchstreifen das Land.
Sie
sehen immer schlecht gelaunt aus.
Die
einzigen Begleiter, die sie dulden, sind die Madenhacker.
Heute
haben wir mehr Glück mit den Geparden, die drei Brüder sind unterwegs.
Einer
schaut etwas misstrauisch, lässt sich aber von uns nicht stören.
Offensichtlich
waren sie auf der Jagd erfolgreich, denn es ist noch Blut an der Schnute.
Darum
hilft man sich gegenseitig beim Putzen.
Bald
sucht man wieder den Schatten auf aber achtet darauf, dass niemand
zurückbleibt.
Ein
toller Anblick, den wir hoffentlich noch lange genießen können, denn diese
wunderschönen Tiere sind leider vom Aussterben bedroht.
Am
Abend treffen wir unser Löwenpaar wieder. Jetzt scheinen Beide Spaß zu haben.
Nun
ist die Welt wieder in Ordnung und er schaut sie ganz verliebt an.
Ganz
entspannt lassen sie sich an einem schönen Aussichtspunkt über die weite
Landschaft nieder und vielleicht sagt er frei nach „König der Löwen“ zu ihr:
„Irgendwann wird das alles hier unserem Sohn gehören“.
Wenn
wir hier im Land unterwegs sind, sind wir ja meistens im Busch. Dort treffen
wir auf internationale Touristen und Südafrikaner auf Camping. Da haben wir uns
gefragt, dass es ja nicht sein kann, dass jeder Südafrikaner Camping macht.
Also wo macht der durchschnittliche Südafrikaner Urlaub? Gut, die meisten
Südafrikaner wissen nicht was Urlaub ist, aber es gibt immerhin wohlhabende
Weiße und eine wachsende schwarze Mittelschicht. Ich habe mir gedacht, dass
diese Leute vielleicht die gleichen Bedürfnisse wie Europäer haben und wo
verbringen diese am liebsten ihren Urlaub? In der Sonne am Strand! Darum traf
es sich gut, dass ein wenig weiter östlich die Sunshine Coast anfing und eine
Ferienanlage gab es dort auch. Die Sunshine Coast liegt in einem sehr dünn
besiedelten Gebiet und so fanden wir das Mpekweni Beach Resort mitten im
Nirgendwo. Die Anlage war sehr groß mit 300 Zimmern, 37 Zimmer wurden grade neu
dazu gebaut, und sehr gepflegt. Zu unserer Verwunderung waren wir die einzigen
Gäste.
Der
Manager, der meine Verwunderung wohl ahnte, beeilte sich mir mitzuteilen, dass
sie Weihnachten immer ausgebucht sind. Da ich aber nicht glauben konnte, dass
man mit einer 7-10% Auslastung ein Hotel führen, pflegen und sogar erweitern
kann, habe ich den Manager gefragt, wann denn hier sonst was los ist. Ihr
Hauptgeschäft sind Konferenzen, aber nicht für große Firmen, sondern
ausschließlich für die Regierung, also für die Regierungspartei ANC. Aha, die
veranstalten also für ihre verdienten Mitarbeiter „Konferenzen“ und müssen
dafür exorbitante Gebühren zahlen. Aber das ist ja egal, es sind ja
Steuergelder und dann greift man eben tiefer in die Kasse. Das war alles sehr
seltsam und erklärt auch, warum man das Hotel nicht über übliche Portale wie
booking.com oder TripAdvisor usw. buchen kann. Es ist jetzt nicht so, dass ich
der Regierung ihre „Konferenzen“ nicht gönne und ich kann nach vielen
entbehrungsreichen Jahren der Apartheit die Einstellung „Jetzt sind wir mal
dran“ durchaus verstehen, aber solange viele keinen Zugang zu sauberem Wasser
und Strom haben hat das Ganze doch ein „Geschmäckle“.
Aber
wir waren nun mal hier und haben es einfach genossen. Die Lage war wunderschön
an einer Flussmündung. Das Zimmer rechts war unser Beach Chalet.
Alles
war vom Feinsten und man konnte alle Einrichtungen kostenlos nutzen. Der Hammer
war allerdings der völlig unberührte Strand, denn die nächsten Ansiedlungen
waren zu beiden Seiten 40km entfernt, von dem wir aber nur ein Bruchteil
nutzten.
So
haben wir die Tage mit langen Strandspaziergängen oder entspannten Lesestunden
verbracht.
Der
Service war einzigartig. Normalerweise gibt es in einem Hotel dieser Größe ein
Büffet, aber zum Glück natürlich nicht für uns zwei. Der Koch hat sich sehr
gefreut, dass er mal zeigen konnte, was er draufhat und hat jeden Abend ein
sterneverdächtiges 4-Gang Menü gezaubert. Allerdings haben wir uns in dem 700
Plätze Speiseraum etwas verloren gefühlt. Wir konnten aber auch jederzeit
Snacks oder Getränke zu spottbilligen Preisen haben.
Am
letzten Abend hat sogar eine 2-Mann Band für uns gespielt. Beim
Nachmittagskaffee habe ich beiläufig bemerkt, dass wir heute Hochzeitstag haben
und schon kam das:
Wir
kamen uns vor wie die Könige, aber irgendwann mussten wir Abschied nehmen mit vielen
Umarmungen des äußerst liebenswerten Personals.
Jetzt
ging es wieder zurück nach Knysna. Unser Ziel war das Knysna Log-Inn Hotel,
einem Hotel was komplett aus dem Gelbholz gebaut wurde und welches ich schon
immer mal von innen sehen wollte.
Auch
die Rezeption ist aus wuchtigen Gelbholzstämmen gebaut.
Die großen
Fenster zu beiden Seiten verstärken den Gesamteindruck.
Das
nächste Highlight musste leider ausfallen. Ich wollte immer schon den
Montagu-Pass fahren, einer einspurigen ziemlich haarigen Bergstrecke. Aber
durch die heftigen Unwetter im letzten Jahr war der Pass stark beschädigt und
deshalb gesperrt. Ob er jeweils wieder aufmacht, steht in den Sternen. So
konnten wir ihn nur aus der Ferne betrachten.
Weiter
ging es durch die Halbwüste Karoo zum Städtchen Montagu mit den heißen Quellen
am Hotel Avalon Springs. Das Wasser kommt hier mit 43 Grad aus der Erde, was
bei 42 Grad Umgebungstemperatur nicht unbedingt eine Erfrischung, aber eine
Wohltat für die Knochen ist. Hier waren wir schön öfter, aber man hat kürzlich
die Poollandschaft umgebaut und das wollten wir uns ansehen.
Die
Pools sind rund um die Uhr geöffnet und selbst in kühler Nacht kann man hier
baden.
So
ging unsere kurze Reise zu ende. Wir konnten uns einige langgehegte Wünsche
erfüllen, wissen allerding immer noch nicht, wo der durchschnittliche
Südafrikaner Urlaub macht. Aber das kriegen wir auch noch raus.