Impressionen aus den Winelands

 

Dass Südafrika wunderbare Weine anbaut, ist ja mittlererweile bekannt.  Manchmal werden wir gefragt, wie weit denn die Weingebiete von uns entfernt sind. Die Antwort: gar nicht, denn wir wohnen mitten drin, gleich neben unserer Siedlung gehen die Weinberge los. Der meiste Wein geht in den Export und wird weltweit getrunken. Die Weingüter, die es richtig machen, verdienen sich dumm und dämlich. Das sieht man auch, die meisten sind topp gepflegt. In näherem Umkreis gibt es über 300 Weingüter, viele davon sind öffentlich zugänglich.  Oftmals ist ein Restaurant dabei und weil es für das Weingut ein Hobby ist und sie nichts daran verdienen müssen, gibt es häufig eine Sterneküche zum Imbisspreis, wobei man in einem wunderschönen Ambiente speist. Im Herbst ist es besonders schön, wenn das Weinlaub eine rote Färbung bekommt. Deshalb möchte ich euch die Winelands mit ein paar Bildern vorstellen. Es sind natürlich nur ein paar Beispiele, selbst wir entdecken immer noch Neues. Anfangen möchte ich mit einem Panoramabild vom Devon-Valley, einem versteckten Tal in der Nähe von Stellenbosch:

 

 

Bitte scrollen, das Panorama ist aus 5 Einzelbildern zusammengesetzt. Wir wohnen ganz hinten rechts in der Ecke.

 

Ein besonders schönes Weingut liegt gleich bei uns um die Ecke: Vergelegen. Gegründet wurde das Estate von einem der ersten Gouverneure, Adriaan van der Stel. Er hatte für die Errichtung Geld bekommen, hat aber Sklaven beschäftigt und sich die Kohle selbst eingesackt. Dafür wurde er gefeuert und das Gutshaus sollte platt gemacht werden. Zum Glück geschah das nicht und das Herrenhaus wurde 1701 eingeweiht.

 

 

 

In Richtung Stellenbosch liegt das Weingut Avontuur, die auch eine Pferdezucht betreiben und damit wohl mehr Geld verdienen als mit dem Wein.

 

 

Gleich daneben liegt Eikendal mit Schweizer Küche:

 

 

In Richtung Kapstadt liegt das historische Weingut Zevenwacht:

 

 

 

Die meisten Herrenhäuser sind im viktorianischen oder kapholländischem Stil gebaut, es gibt aber auch neuere wie Waterford, welches ganz im mexikanischen Stil gehalten ist:

 

 

Richtung Franschhoek wird es dann französisch, der Ort ist von Hugenotten, welche aus ihrer Heimat vertrieben wurden, gegründet worden und hier kam auch der Durchbruch für den Weinanbau. Ein Beispiel ist das Allee Blue:

 

 

Dieses Weingut gehört einem Deutschen, viele Industrielle haben sich das als Hobby gegönnt, z.B. Peter Falke (Falke Socken), Kathrein (Antennenbauer aus Rosenheim), Schörghuber (Paulaner Brauerei), Dornier (Flugzeugbauer) und viele andere.

Das Weingut Satara wurde spontan von einem deutschen Geschäftsmann gekauft, der erstmal alles platt gemacht und ein Luxushotel gebaut hat. Leider ist jeglicher Charme dabei abhanden gekommen, darum zeige ich auch nur den Blick von der Terrasse ins Land:

 

 

Da wir vom Essen gesprochen haben, hier eine kleine Auswahl, was man so serviert bekommt:

     

 

Dies war nur ein klitzekleiner Streifzug durch das wunderbare Weinland, einen richtigen Eindruck kann man nur bekommen, wenn man es selber sieht. Viele haben sich Afrika so nicht vorgestellt, dieses wunderschöne Land besteht aus sehr vielen Facetten.

 

Dazu fällt mir eine kleine Geschichte ein, die ich zum Schluss erzählen möchte:

 

Der liebe Gott murmelte in seinen Bart: „Du lieber Gott, was war das doch für ein hübsches Paradies, das ich damals gebastelt hatte. Mit all den kleinen Tierchen und dem putzigen Männlein und Weiblein aus Lehm – selbst die Obstbäume waren gut gelungen und erst recht das kleine Schildchen: Äpfel pflücken streng verboten! Wie schade, dass dieses Lumpenpack mir alles verdorben hat.“ So sann der liebe Gott in seinen Erinnerungen nach. Und weil er schon alt ist und ein wenig eigensinnig, deshalb sagte er zu sich selbst: „Und jetzt mache ich mir justament erst recht ein neues Paradies; aber diesmal lege ich es vorsichtshalber mehr abseits.“

Er streckte seine Hand über den Kontinent. Und als sein Arm ganz unten weilte, ganz unten am Kap, da sprach er sein göttliches „Es werde!“. Und gleich bedeckte sich das Land mit rotgoldenen Weinbergen, die Ozeane trennten sich in einen kalten und einen warmen, blaue Berge hoben sich empor, auf denen wuchsen süße Kräuter. An den Küsten legte er feine Sandbuchten an und den übrigen Sand – wie üblich hatte er wieder einmal zu viel von allem – streute er in’s Inland, setzte Springböcke hinein und Straußenvögel und Sandflöhe und Schmetterlinge.

Als alles fertig war, schüttete er Gold und Diamanten über seinen Sandkasten und legte eine Morgenröte darüber, wie es noch nie eine gegeben hatte. Und er fand, dass es gut war.

Zwei Tage später fuhr an seinem Paradies eine portugiesische Karavelle vorüber. Ihr Kapitän Diaz erkannte sofort, dass er ein neues Land vor sich hatte, landete und baute ein großes Kreuz auf, zum Lobe des Herrn. Und der liebe Gott freute sich.

Noch einen Tag später landete Herr van Riebeeck mit seinen Söldnern. Und dem lieben Gott war’s recht.

Und er schaute zu, wie die ersten Sklavenarbeiter importiert wurden – und knirschte ganz leise mit den Zähnen. Und dann schüttelte er seinen Kopf über das Durcheinander dort unten: Aus den Söldnern waren Freibürger geworden, aus denen sesshafte Viehzüchter, daraus wieder Wanderfarmer (Trekboere), das stille Kapstadt sah eine Garnison französischer Soldaten, eine halbe Minute später eine britische Expeditionsmacht und wiederum die holländische Herrschaft und die englische. Es kämpften Buren gegen Engländer. Dann kehrte wieder Ruhe ein.

Aber nicht für lange! Neid kam auf: So viele Diamanten, so viel Gold! Und keine richtigen Demokraten!

Kleine Menschlein von fern her, die noch nie am Kap gewesen waren, zerrissen sich die Mäuler. Wirtschaftsbosse faselten von göttlichen Rechten, Politiker von Nächstenliebe, Priester von Wirtschaftssanktionen, Friedensnobelpreis-Träger vom Zwang zur Gewalt.

Dem lieben Gott wurde es schwarz und weiß vor den Augen. „Hol’ es der Teufel!“, rief er aus. „Jetzt ist meine Geduld am Ende! Zerschmissen muss das alles werden, sonst verschandelt es mir die ganze Schöpfung!“ Und in furchtbarem Grimm ballte er die Faust.

Aber er schlug nicht zu.

Sondern er steckte die Hand wieder in die Hosentasche und seine Mine wurde milder.

„Nein“, sprach er vor sich hin, „man muss sich alles überlegen… es wäre doch so schade um die Springböcke und Straußenvögel und die vielen Schmetterlinge.“

 

Welch ein Glück, so besteht das Paradies noch heute und wir sind froh, dass wir mitten drin leben dürfen…

 

Zurück zur Homepage