Heute möchte ich
von einem für uns ungewöhnlichen Ausflug berichten. Normalerweise sind wir ja
im südlichen Afrika unterwegs auf der Suche nach neuen und interessanten
Dingen, wobei es auch ein wenig abenteuerlich sein kann. Aber jetzt waren wir
eine Woche auf Mauritius! Wie konnte das passieren? Ich lese regelmäßig ein
südafrikanisches Reisemagazin, von dem ich schon viele Anregungen für unsere
Touren erhalten habe und dort war ein Bericht über Mauritius. Ich wollte grade
weiterblättern, weil ich dachte, och, das ist so eine typische Urlaubsinsel aus
Sand mit Palmen und anonymen 4 und 5 Sterne Hotels mit hunderten von Zimmern
mitten im Nirgendwo mit nervigen Kindern und lästigen Animateuren und
massenkompatibler Küche und da wir keine Wassersportler sind man nichts anderes
machen kann als am Strand zu sitzen und aufs Meer zu glotzen. Das kannten wir
schon von der Dominikanischen Republik und brauchen das nicht mehr. Aber dann
stach mir der erste Satz des Artikels ins Auge, in dem die Autorin schrieb,
dass sie nicht der Typ ist, der am Strand liegt und nichts tut. Damit war mein
Interesse geweckt und ich las weiter. Sie schrieb über ein kleines 3 Sterne
Hotel in einem Fischerdorf, denen es wichtig war, den Touristen die Kultur und
die Küche des Landes näher zu bringen, indem sie z.B. Kontakte zu Einheimischen
vermittelt, in deren Familien man geht, um gemeinsam zu kochen. Das klang sehr
interessant, da ja viele Kulturen ihre Spuren hinterlassen haben, wobei die
kreolische Küche überwiegt. Ich war auch mit der Autorin einer Meinung, dass
man ein Land, um es zu verstehen, nicht nur erfahren, sondern auch erschmecken muss.
Natürlich war auch die Rede von der landschaftlichen Schönheit, so dass ich
spontan die Reise gebucht habe, da auch Dagmar begeistert war, obwohl es auf
Mauritius keine Elefanten gibt. Es war auch nicht so teuer, wenn man bedenkt,
dass Mauritius auch von uns 6 Flugstunden entfernt ist. Wir haben 850€ pro
Person für Flug, Transfer und Halbpension für eine Woche bezahlt, da kann man
nicht meckern.
Nach einem kurzen
Nachtflug empfing uns die Insel mit angenehmen 25 Grad. Die kleine Hotelanlage Tropical Attitude in Trou d’Eau Douce
fügt sich mit den weiß gestrichenen Häuschen schön in die tropische Landschaft.
Von den neu
renovierten Zimmern waren es nur ein paar Schritte bis zum Wasser.
Natürlich waren
auch die üblichen Dinge wie ein kleiner Pool
Und eine Bar mit
ziemlich wackeligen Hockern vorhanden.
Manch ein
Urlauber hat diesen Bereich während ihres Aufenthalts nie verlassen, denn der
Strand war nicht besonders schön und steinig, schließlich ist es ja eine
Vulkaninsel. Aber von einem Anleger konnte man sich kostenlos zu einer Insel
übersetzen lassen.
Wir haben das auch
einmal in Anspruch genommen. Auf der Insel ist richtig viel los, man kann dort
allerlei Wassersport betreiben und es gibt schöne windgeschützte Strände.
Hier muss man
allerdings alles sehr teuer bezahlen, darum bleiben die meisten Liegen auch
leer.
Das Hotel hat
sich bemüht, den Besuchern ein wenig Lokalkolorit nahe zu bringen, indem sie
eine Straßenküche aufgestellt haben, wo man mittags lokale Kleinigkeiten
bekommen konnte.
Aber da die
Preise unverschämt waren, sind wir lieber in den nahe gelegenen Ort gegangen
und haben uns auch mal ein paar Riesengarnelen gegönnt.
Die bei dieser
Aussicht besonders gut schmecken.
Aber wir waren ja
hier, um die Insel zu erkunden, haben uns ein Auto gemietet und sind zunächst
in den Nordteil gefahren. Es fällt einem sofort auf, dass die Insel sehr sauber
ist, was unter anderem daran liegt, dass Plastiktüten verboten sind. Für illegales
Müllabladen gibt es 3 Jahre Gefängnis und für sonstiges Verschmutzen hohe
Geldstrafen. Überhaupt ist es eine grüne Insel, wobei ich nicht nur die
Vegetation meine. So bekommt jeder Einwohner einen Solar-Heißwasserboiler und
einen Kompostierer kostenlos. Es ist auch nur Plastik
erlaubt, der recycelbar ist, worauf streng geachtet wird. Der Flughafen ist der
einzige in der südlichen Hemisphäre der völlig autark und netzunabhängig ist
durch Solarzellen, die aber nicht hässlich auf dem Dach stehen, sondern unsichtbar
im Design in den Wänden und Glasflächen integriert sind. Auch in einigen
anderen Dingen ist das Land vorbildlich. So ist die
schulische Ausbildung und die Krankenversorgung für alle kostenlos. Die
öffentlichen Verkehrsmittel sind hervorragend und für Schüler und Rentner
kostenlos. Finanziert wird das alles durch Steuern und den Luxus-Tourismus. Es
gibt allerdings keine Sozialleistungen, denn der Staat ist der Meinung, dass
man mit der genossenen Bildung auch in der Lage ist zu arbeiten. Es gibt zum
Glück genug Arbeit, auch wenn man nicht grade einen Job in seinem Traumberuf
bekommt, aber den kann man sich später ja auch noch suchen.
Was auch noch
auffällt sind die verschiedenen Kulturen und Religionen, die friedlich und
respektvoll miteinander leben. So gibt es in jedem Ort einen Hindu-Tempel
Und daneben eine
Moschee und eine christliche Kirche, so wie diese hier an der nördlichsten
Spitze der Insel.
Kurz darauf kamen
wir in den Ort Grand Baie und der kleine Hunger
stellte sich ein. Wir kamen an diesem Foodtruck
vorbei und ich meinte, dass wir hier eine Kleinigkeit für auf die Hand bekommen
könnten.
Aber Dagmar
meinte, dass sie beim Essen lieber sitzen möchte. Das hat wohl der Besitzer
mitbekommen, zauberte 2 Stühle und einen Tisch herbei und schwupp war das
Restaurant am Strand eröffnet.
Danach zauberte
er noch zwei riesige Kebabs, die zwar viel zu groß, aber sehr lecker waren. Wenn
noch etwas reingepasst hätte, hätten wir einen Früchtenachtisch direkt nebenan
kriegen können.
Am nächsten Tag
besuchten wir die Hauptstadt Port Louis. Es ist eine moderne Großstadt und das
Einkaufszentrum an der Waterfront könnte auch in
Kapstadt stehen.
Allzu viel
konnten wir der Stadt nicht abgewinnen, es gibt aber ein sehr gut gemachtes und
interessantes Museum über die Immigranten, das Aapravasi
Ghat, welches auch ein Weltkulturerbe ist. Dazu muss
man ein wenig die Geschichte der Insel kennen. Sie ist ja durch vulkanische
Aktivitäten entstanden und war lange unbewohnt. Die Portugiesen haben sie
entdeckt, danach haben sich Holländer angesiedelt, dann kamen die Franzosen und
danach die Engländer. Die Europäer pflanzten riesige Zuckerrohrfelder, die von
mitgebrachten Sklaven bewirtschaftet wurden. Als 1835 die Sklaverei verboten
wurde und die Sklaven alle wegliefen, holte man Vertragsarbeiter aus Indien,
China und Malaysia, die natürlich auch ihre Kultur und Religionen mitbrachten.
Das Aapravasi Ghat war ein
Transit Camp und erste Anlaufstelle für 450.000 Migranten,
damals die größte Migration in der Geschichte.
Nach dem
Museumsbesuch stellte sich der kleine Hunger wieder ein. Wir kamen an einem
indischen Straßenrestaurant vorbei, wo es verschiedene Kleinigkeit gab. Dagmar
bestellte ein Hähnchen-Wrap und ich wollte eine
kleine Portion Prawn-Curry. Das habe ich bekommen:
Vielleicht habe
ich mich ja missverständlich ausgedrückt. Es hat aber sehr gut geschmeckt.
Nun wollten wir
auch den Süden der Insel erkunden, denn dort gibt es einen Nationalpark. Auf
dem Weg dorthin kamen wir an einem kleinen See vorbei, dem Grand Bassin. Dies
ist ein heiliger Ort für die Hindus, denn der Sage nach soll Gott Shiva beim Überflug zu den schönsten Plätzen der Erde ein
paar Tropfen heiligen Wassers vom Ganges aus einer Amphore
verloren haben, welches in den Vulkankrater gefallen ist und daraus ist dann
der See entstanden. Heute stehen mehrere kleine Tempelanlagen um den See und
jedes Jahr im Frühjahr pilgern 400.000 Hindus hierher. Darum braucht man auch
eine sehr breite Straße als Zufahrt, was für die Insel sehr ungewöhnlich ist,
denn die Straßen sind gewöhnlich sehr eng und kurvenreich.
Am Ende der Straße
steht die sehr beeindruckende Statue Shivas.
Leider hatten wir
Pech mit dem Wetter, es hat den ganzen Tag geregnet und die Tempelanlagen waren
völlig im Nebel verschwunden. Nun war es nicht mehr weit bis zum Nationalpark.
Die Vulkane haben hier eine phantastische Landschaft geschaffen mit
Wasserfällen
Und großartigen
Ausblicken:
Nach dem
Nationalpark besuchten wir noch eine geologische Besonderheit, die farbige
Erde. Diese ist aus vulkanischer Aktivität entstanden und besteht aus Eisenoxyd
und Aluminiumoxyd.
Leider war es ein
trüber Tag, aber wenn die Sonne darauf scheint, soll die Erde in sieben Farben
schimmern.
Danach ging es
runter zur Südküste mit einer wunderschönen Küstenstraße.
Abends waren wir
zusammen mit einem jungen deutschen und einem älteren englischen Paar bei einer
Hindu-Familie zum Essen verabredet. Es gab einen herzlichen Empfang und es
stellte sich heraus, dass der Gastgeber der Buchhalter der Hotelkette war.
Zunächst haben wir mit seiner Frau, seiner Schwiegermutter und seiner Tochter
Fladenbrote gebacken.
Danach gab es
eine Diaschau über ihre eigene Hochzeit. So eine Hindu-Hochzeit ist sehr
aufwändig und farbenfroh. Normalerweise wird eine Woche lang gefeiert, aber da
die Familie nicht so viel Geld hat, hatten sie es auf drei Tage gekürzt. Es
waren fast 200 Gäste da und es wird abwechselnd im Haus der Braut und im Haus
des Bräutigams gefeiert. Ich habe ihn gefragt, wie er denn so viele Gäste
unterbringt, denn so groß war das Haus jetzt auch nicht. Nun, dann wird einfach
die Straße gesperrt und ein großes Zelt aufgestellt, das ist völlig normal.
Dann gab es als
Vorspeisen zunächst Chillibites und Samoosas, die gibt es hier bei uns ja auch und wir lieben
es sehr. Es folgten sogenannte geröstete Eier, die
zunächst gekocht, dann geschält werden und anschließend lange in einer Pilz
Soße simmern.
Als Hauptgericht
gab es Hähnchen mit Kartoffel, Spinat und Kohlrabi, was sehr schmackhaft
zubereitet war und auf einem Bananenblatt serviert wurde.
Gegessen wurde
mit den Fingern unter Zuhilfenahme eines Fladenbrotes. Das war für uns etwas
gewöhnungsbedürftig. Aber so wurde aus der Mauritius-Reise doch noch ein
kleines Abenteuer, wenn auch nur ein kulinarisches.
Ich habe den
Gastgeber gefragt, wie viele Familien denn solche Dinner veranstalten und er
sagte mir, dass sie die einzige wären und dass höchstens alle 10 Wochen mal eine
Anfrage kommt und dass drei Paare auf einmal kommen, wäre noch nie vorgekommen.
Ich war geschockt, dass so wenig Interesse an einer tollen Gelegenheit zum
Eintauchen in eine fremden Kultur besteht, was doch grade bei der
Globalisierung und der einhergehenden Migration wichtig ist. Aber es ist wohl
bequemer, in der Sonne zu braten, seine Vorurteile zu behalten und lautstarken
Populisten zu folgen.
Wir haben den
Abend sehr genossen und die vielfältigen Begegnungen und Gespräche mit den
außerordentlich freundlichen Menschen werden uns noch lange in Erinnerung
bleiben. Ja, man kann schon sagen, dass Mauritius weit abseits der Turbulenzen
dieser Welt eine Insel der Glückseligen ist.
Es war eine sehr
schöne Reise, aber die nächste geht wieder nach Botswana, dort gibt es
garantiert echte Elefanten und nicht nur welche aus Handtüchern, wie wir sie
abends auf unserem Bett vorgefunden haben.