Mauritius, Insel der Glückseligen

10.6. - 17.06.2018

 

Heute möchte ich von einem für uns ungewöhnlichen Ausflug berichten. Normalerweise sind wir ja im südlichen Afrika unterwegs auf der Suche nach neuen und interessanten Dingen, wobei es auch ein wenig abenteuerlich sein kann. Aber jetzt waren wir eine Woche auf Mauritius! Wie konnte das passieren? Ich lese regelmäßig ein südafrikanisches Reisemagazin, von dem ich schon viele Anregungen für unsere Touren erhalten habe und dort war ein Bericht über Mauritius. Ich wollte grade weiterblättern, weil ich dachte, och, das ist so eine typische Urlaubsinsel aus Sand mit Palmen und anonymen 4 und 5 Sterne Hotels mit hunderten von Zimmern mitten im Nirgendwo mit nervigen Kindern und lästigen Animateuren und massenkompatibler Küche und da wir keine Wassersportler sind man nichts anderes machen kann als am Strand zu sitzen und aufs Meer zu glotzen. Das kannten wir schon von der Dominikanischen Republik und brauchen das nicht mehr. Aber dann stach mir der erste Satz des Artikels ins Auge, in dem die Autorin schrieb, dass sie nicht der Typ ist, der am Strand liegt und nichts tut. Damit war mein Interesse geweckt und ich las weiter. Sie schrieb über ein kleines 3 Sterne Hotel in einem Fischerdorf, denen es wichtig war, den Touristen die Kultur und die Küche des Landes näher zu bringen, indem sie z.B. Kontakte zu Einheimischen vermittelt, in deren Familien man geht, um gemeinsam zu kochen. Das klang sehr interessant, da ja viele Kulturen ihre Spuren hinterlassen haben, wobei die kreolische Küche überwiegt. Ich war auch mit der Autorin einer Meinung, dass man ein Land, um es zu verstehen, nicht nur erfahren, sondern auch erschmecken muss. Natürlich war auch die Rede von der landschaftlichen Schönheit, so dass ich spontan die Reise gebucht habe, da auch Dagmar begeistert war, obwohl es auf Mauritius keine Elefanten gibt. Es war auch nicht so teuer, wenn man bedenkt, dass Mauritius auch von uns 6 Flugstunden entfernt ist. Wir haben 850€ pro Person für Flug, Transfer und Halbpension für eine Woche bezahlt, da kann man nicht meckern.

 

Nach einem kurzen Nachtflug empfing uns die Insel mit angenehmen 25 Grad. Die kleine Hotelanlage Tropical Attitude in Trou d’Eau Douce fügt sich mit den weiß gestrichenen Häuschen schön in die tropische Landschaft.

 

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Von den neu renovierten Zimmern waren es nur ein paar Schritte bis zum Wasser.

 

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Natürlich waren auch die üblichen Dinge wie ein kleiner Pool

 

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Und eine Bar mit ziemlich wackeligen Hockern vorhanden.

 

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Manch ein Urlauber hat diesen Bereich während ihres Aufenthalts nie verlassen, denn der Strand war nicht besonders schön und steinig, schließlich ist es ja eine Vulkaninsel. Aber von einem Anleger konnte man sich kostenlos zu einer Insel übersetzen lassen.

 

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Wir haben das auch einmal in Anspruch genommen. Auf der Insel ist richtig viel los, man kann dort allerlei Wassersport betreiben und es gibt schöne windgeschützte Strände.

 

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Hier muss man allerdings alles sehr teuer bezahlen, darum bleiben die meisten Liegen auch leer.

 

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Das Hotel hat sich bemüht, den Besuchern ein wenig Lokalkolorit nahe zu bringen, indem sie eine Straßenküche aufgestellt haben, wo man mittags lokale Kleinigkeiten bekommen konnte.

 

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Aber da die Preise unverschämt waren, sind wir lieber in den nahe gelegenen Ort gegangen und haben uns auch mal ein paar Riesengarnelen gegönnt.

 

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Die bei dieser Aussicht besonders gut schmecken.

 

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Aber wir waren ja hier, um die Insel zu erkunden, haben uns ein Auto gemietet und sind zunächst in den Nordteil gefahren. Es fällt einem sofort auf, dass die Insel sehr sauber ist, was unter anderem daran liegt, dass Plastiktüten verboten sind. Für illegales Müllabladen gibt es 3 Jahre Gefängnis und für sonstiges Verschmutzen hohe Geldstrafen. Überhaupt ist es eine grüne Insel, wobei ich nicht nur die Vegetation meine. So bekommt jeder Einwohner einen Solar-Heißwasserboiler und einen Kompostierer kostenlos. Es ist auch nur Plastik erlaubt, der recycelbar ist, worauf streng geachtet wird. Der Flughafen ist der einzige in der südlichen Hemisphäre der völlig autark und netzunabhängig ist durch Solarzellen, die aber nicht hässlich auf dem Dach stehen, sondern unsichtbar im Design in den Wänden und Glasflächen integriert sind. Auch in einigen anderen Dingen ist das Land vorbildlich. So ist die schulische Ausbildung und die Krankenversorgung für alle kostenlos. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind hervorragend und für Schüler und Rentner kostenlos. Finanziert wird das alles durch Steuern und den Luxus-Tourismus. Es gibt allerdings keine Sozialleistungen, denn der Staat ist der Meinung, dass man mit der genossenen Bildung auch in der Lage ist zu arbeiten. Es gibt zum Glück genug Arbeit, auch wenn man nicht grade einen Job in seinem Traumberuf bekommt, aber den kann man sich später ja auch noch suchen.

 

Was auch noch auffällt sind die verschiedenen Kulturen und Religionen, die friedlich und respektvoll miteinander leben. So gibt es in jedem Ort einen Hindu-Tempel

 

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Und daneben eine Moschee und eine christliche Kirche, so wie diese hier an der nördlichsten Spitze der Insel.

 

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Kurz darauf kamen wir in den Ort Grand Baie und der kleine Hunger stellte sich ein. Wir kamen an diesem Foodtruck vorbei und ich meinte, dass wir hier eine Kleinigkeit für auf die Hand bekommen könnten.

 

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Aber Dagmar meinte, dass sie beim Essen lieber sitzen möchte. Das hat wohl der Besitzer mitbekommen, zauberte 2 Stühle und einen Tisch herbei und schwupp war das Restaurant am Strand eröffnet.

 

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Danach zauberte er noch zwei riesige Kebabs, die zwar viel zu groß, aber sehr lecker waren. Wenn noch etwas reingepasst hätte, hätten wir einen Früchtenachtisch direkt nebenan kriegen können.

 

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Am nächsten Tag besuchten wir die Hauptstadt Port Louis. Es ist eine moderne Großstadt und das Einkaufszentrum an der Waterfront könnte auch in Kapstadt stehen.

 

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Allzu viel konnten wir der Stadt nicht abgewinnen, es gibt aber ein sehr gut gemachtes und interessantes Museum über die Immigranten, das Aapravasi Ghat, welches auch ein Weltkulturerbe ist. Dazu muss man ein wenig die Geschichte der Insel kennen. Sie ist ja durch vulkanische Aktivitäten entstanden und war lange unbewohnt. Die Portugiesen haben sie entdeckt, danach haben sich Holländer angesiedelt, dann kamen die Franzosen und danach die Engländer. Die Europäer pflanzten riesige Zuckerrohrfelder, die von mitgebrachten Sklaven bewirtschaftet wurden. Als 1835 die Sklaverei verboten wurde und die Sklaven alle wegliefen, holte man Vertragsarbeiter aus Indien, China und Malaysia, die natürlich auch ihre Kultur und Religionen mitbrachten. Das Aapravasi Ghat war ein Transit Camp und erste Anlaufstelle für 450.000 Migranten, damals die größte Migration in der Geschichte.

 

Nach dem Museumsbesuch stellte sich der kleine Hunger wieder ein. Wir kamen an einem indischen Straßenrestaurant vorbei, wo es verschiedene Kleinigkeit gab. Dagmar bestellte ein Hähnchen-Wrap und ich wollte eine kleine Portion Prawn-Curry. Das habe ich bekommen:

 

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Vielleicht habe ich mich ja missverständlich ausgedrückt. Es hat aber sehr gut geschmeckt.

 

Nun wollten wir auch den Süden der Insel erkunden, denn dort gibt es einen Nationalpark. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einem kleinen See vorbei, dem Grand Bassin. Dies ist ein heiliger Ort für die Hindus, denn der Sage nach soll Gott Shiva beim Überflug zu den schönsten Plätzen der Erde ein paar Tropfen heiligen Wassers vom Ganges aus einer Amphore verloren haben, welches in den Vulkankrater gefallen ist und daraus ist dann der See entstanden. Heute stehen mehrere kleine Tempelanlagen um den See und jedes Jahr im Frühjahr pilgern 400.000 Hindus hierher. Darum braucht man auch eine sehr breite Straße als Zufahrt, was für die Insel sehr ungewöhnlich ist, denn die Straßen sind gewöhnlich sehr eng und kurvenreich.

 

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Am Ende der Straße steht die sehr beeindruckende Statue Shivas.

 

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Leider hatten wir Pech mit dem Wetter, es hat den ganzen Tag geregnet und die Tempelanlagen waren völlig im Nebel verschwunden. Nun war es nicht mehr weit bis zum Nationalpark. Die Vulkane haben hier eine phantastische Landschaft geschaffen mit Wasserfällen

 

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Und großartigen Ausblicken:

 

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Nach dem Nationalpark besuchten wir noch eine geologische Besonderheit, die farbige Erde. Diese ist aus vulkanischer Aktivität entstanden und besteht aus Eisenoxyd und Aluminiumoxyd.

 

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Leider war es ein trüber Tag, aber wenn die Sonne darauf scheint, soll die Erde in sieben Farben schimmern.

 

Danach ging es runter zur Südküste mit einer wunderschönen Küstenstraße.

 

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Abends waren wir zusammen mit einem jungen deutschen und einem älteren englischen Paar bei einer Hindu-Familie zum Essen verabredet. Es gab einen herzlichen Empfang und es stellte sich heraus, dass der Gastgeber der Buchhalter der Hotelkette war. Zunächst haben wir mit seiner Frau, seiner Schwiegermutter und seiner Tochter Fladenbrote gebacken.

 

 

Danach gab es eine Diaschau über ihre eigene Hochzeit. So eine Hindu-Hochzeit ist sehr aufwändig und farbenfroh. Normalerweise wird eine Woche lang gefeiert, aber da die Familie nicht so viel Geld hat, hatten sie es auf drei Tage gekürzt. Es waren fast 200 Gäste da und es wird abwechselnd im Haus der Braut und im Haus des Bräutigams gefeiert. Ich habe ihn gefragt, wie er denn so viele Gäste unterbringt, denn so groß war das Haus jetzt auch nicht. Nun, dann wird einfach die Straße gesperrt und ein großes Zelt aufgestellt, das ist völlig normal.

 

Dann gab es als Vorspeisen zunächst Chillibites und Samoosas, die gibt es hier bei uns ja auch und wir lieben es sehr. Es folgten sogenannte geröstete Eier, die zunächst gekocht, dann geschält werden und anschließend lange in einer Pilz Soße simmern.

 

 

Als Hauptgericht gab es Hähnchen mit Kartoffel, Spinat und Kohlrabi, was sehr schmackhaft zubereitet war und auf einem Bananenblatt serviert wurde.

 

 

Gegessen wurde mit den Fingern unter Zuhilfenahme eines Fladenbrotes. Das war für uns etwas gewöhnungsbedürftig. Aber so wurde aus der Mauritius-Reise doch noch ein kleines Abenteuer, wenn auch nur ein kulinarisches.

 

Ich habe den Gastgeber gefragt, wie viele Familien denn solche Dinner veranstalten und er sagte mir, dass sie die einzige wären und dass höchstens alle 10 Wochen mal eine Anfrage kommt und dass drei Paare auf einmal kommen, wäre noch nie vorgekommen. Ich war geschockt, dass so wenig Interesse an einer tollen Gelegenheit zum Eintauchen in eine fremden Kultur besteht, was doch grade bei der Globalisierung und der einhergehenden Migration wichtig ist. Aber es ist wohl bequemer, in der Sonne zu braten, seine Vorurteile zu behalten und lautstarken Populisten zu folgen.

 

Wir haben den Abend sehr genossen und die vielfältigen Begegnungen und Gespräche mit den außerordentlich freundlichen Menschen werden uns noch lange in Erinnerung bleiben. Ja, man kann schon sagen, dass Mauritius weit abseits der Turbulenzen dieser Welt eine Insel der Glückseligen ist.

 

Es war eine sehr schöne Reise, aber die nächste geht wieder nach Botswana, dort gibt es garantiert echte Elefanten und nicht nur welche aus Handtüchern, wie wir sie abends auf unserem Bett vorgefunden haben.

 

 

 

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