Von: info@wolli-online.de
Gesendet: 28 February 2021 12:55
Betreff: Brief aus Kapstadt
Hallo zusammen,
wir hoffen, ihr
seid alle gesund. Lange haben wir nichts von uns hören lassen, es ist ja auch
nicht viel passiert. Uns geht es gut, außer dass uns ein wenig langweilig ist.
Das hat sich jedoch kurzzeitig geändert nachdem wir Berichte über Südafrika im
deutschen Fernsehen gesehen haben. Danach rafft das bösartige Südafrika-Virus
hier alle dahin. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus und das wollte ich mal
richtig stellen. Aber dann habe ich einen Artikel im Newsletter des
Südafrika-Magazins vom Korrespondenten Hans-Werner Klein mit dem Titel „Brief
aus Kapstadt“ gefunden, der die Situation genau auf den Punkt bringt und
deshalb möchte ich ihn euch nicht vorenthalten:
*******************************************************************************
Meine Frau
und ich werden in den letzten Wochen sehr häufig von unseren durch die negative
Berichterstattung in Deutschland verängstigten Familien und verunsicherten
Freunden aus der alten Heimat angesprochen, ob wir hier in Kapstadt denn sicher
seien und wie es uns ginge trotz der „wütenden Südafrika-Variante“ des Virus.
Dann schauen meine Frau und ich uns kurz an, verstehen einige von Angst und
negativen Nachrichten geschürten Fragen gar nicht und geben unsere
realistischen Antworten zu unserer alltäglichen persönlichen Situation.
Nach über 300 Tagen mehr oder weniger hartem Lockdown leben wir seit gut 50
Tagen in einem „adjusted Level 3“, das Anfang Februar nochmals weitreichend
gelockert wurde. Die aktuellen Einschränkungen machen sich lediglich noch durch
die Ausgangssperre von 23 bis 4 Uhr bemerkbar – allerdings herrscht eine
Maskenpflicht in der Öffentlichkeit, die auch streng überwacht wird, bei
Nichtbeachtung drohen erhebliche Strafen. Sobald wir das Haus verlassen, setzen
wir unsere Masken auf und achten nicht nur auf die Abstandsregeln, sondern
natürlich auch darauf, dass Nase und Mund durch die Maske komplett bedeckt
sind.
Eine Einschränkung darf man nicht vergessen: Das „neue Wochenende“ beginnt
jetzt am Donnerstag, denn die Liquor Stores, die Alkoholgeschäfte, haben auf
Grund der aktuellen Lockdown-Vorschriften nur von Montag bis Donnerstag von 10
bis 18 Uhr geöffnet, so dass sich bereits an jedem Donnerstagmittag lange
Schlangen bilden, um sich für das Wochenende einzudecken.
Ansonsten haben wir einen entspannten und relaxten Alltag, wir können wieder
die herrlichen Strände und öffentlichen Parks genießen, die Restaurants und
Weingüter haben geöffnet und dürfen Alkohol ausschenken. Sämtliche Geschäfte,
Friseure und Fitnessstudios sind offen, ebenso wie Kinos, Theater, Kasinos,
Museen und Galerien. Bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen ist die
Teilnehmerzahl auf 50 Personen und im Freien auf 100 Personen begrenzt. Nur die
Nachtclubs müssen geschlossen bleiben.
Auch das Desinfizieren der Hände am Eingang von öffentlichen Gebäuden,
Geschäften und Restaurants, das Fiebermessen bei Betreten vieler Geschäfte und
aller Restaurants, das Hinterlegen der Kontaktdaten für die eventuelle
Nachverfolgung, das Tragen der Masken, das Einrichten der „Covid Alert App“ auf
unseren Telefonen und das Einhalten der Mindestabstände bedeuten für uns keine
wesentlichen Einschränkungen unseres täglichen Lebens.
Dennoch bleiben wir achtsam und optimistisch – und sind dankbar, im Moment den
herrlichen Sommer hier genießen zu können. Der Inzidenzwert, der in Deutschland
momentan das Geschehen beherrscht, liegt bei 19,7 (Stand 28.2.2021) mit
fallender Tendenz. Die Medic Clinic in Kapstadt meldete gerade, dass zurzeit
keine Covid-Patienten mehr behandelt werden. Stand heute, liegt die Gesamtzahl
der aktiven Fälle bei 33.237, die Genesungsrate bei 95% und der R-Faktor unter
0,5.
Nachdem bekanntgegeben wurde, dass vor Wochen gelieferter Impfstoff nicht
verwendet wird, sind inzwischen neue Impfdosen eingetroffen und die Impfaktion
wurde mit der öffentlichkeitswirksamen Impfung des Präsidenten, des
Gesundheitsministers und der ersten Krankenschwester gestartet. Weitere 30
Millionen Impfdosen sind bereits reserviert und man ist weiter im Gespräch, um
die komplette Bevölkerung impfen zu können. Seit Anfang Februar können sich die
Berechtigten für die erste Phase (Mitarbeiter im medizinischen Bereich und
direktem Kontakt mit Covid19-Patienten) für die Impfung online registrieren.
Was woanders Monate dauert oder gar nicht funktioniert, macht Südafrika vor.
Das Thema Virusvarianten – darunter auch das in Deutschland viel genannte
Südafrika-Virus – war hier kein Bestandteil der öffentlichen Diskussion, es
gibt auch keine aktuellen Zahlen dazu. Lediglich nach der ersten Lieferung der
Impfstoffe von Astra Zeneca Anfang Februar wurde durch eine Studie bekannt,
dass der Astra Zeneca-Impfstoff gegen das mutierte SA-Virus weniger wirksam
sei. Daraufhin beschloss der Gesundheitsminister kurzfristig, diesen nicht
einzusetzen. Mittlerweile sind Impfstoffe von Johnson & Johnson
eingetroffen, die verimpft werden. Wir wünschten uns, dass wir viel häufiger
unsere positiven Nachrichten nach Deutschland übermitteln können, um nicht nur
unsere Familien und Freunde, die durch eine leider überaus negative Berichterstattung
über Südafrika mehr als verunsichert sind, zu beruhigen. An alle in der
deutschen Heimat – bleibt gesund und optimistisch!
Besser hätte ich
es nicht schreiben können. Der Bericht stellt die momentane Situation sehr gut
dar. Das mutierte Virus hat zwar die Infektionen in einer zweiten Welle rasend
schnell hochschnellen lassen, aber genau so schnell ist die Kurve wieder
abgefallen. Wir hoffen, dass es so bleibt und wir bald wieder schöne Bilder aus
dem Busch zeigen können.
Bis dahin alles Gute,
bleibt gesund und viele liebe Grüße vom Kap der Guten Hoffnung
Dagmar & Karl-Heinz Wollert
43 Mountain Fern Crescent
Fernwood Estate
Somerset West,
7130
South Africa
+27(0)21-8522494
Landline
+27(0)713537196
Mobil