Von:                                            Karl-Heinz Wollert <info@wolli-online.de>

Gesendet:                                09 March 2020 13:33

Betreff:                                     Die Entdeckung der Bokkoms

 

Hallo zusammen,

Mal wieder ein Gruß aus Südafrika. Wir hoffen, es geht euch gut und falls nicht wünschen wir gute Besserung. Dazu möchten wir mit einer kleinen Geschichte aufmuntern. Wir haben uns, aber auch anderen etwas Gutes getan. Dazu sind wir in ein kleines Fischerdorf an der Westküste mit dem Namen Velddrif gefahren, welches 200km von uns entfernt liegt und was wir noch nicht kannten. Das Dorf hat uns an norwegische Fischerdörfer erinnert, denn die Spezialität sind hier wie da getrocknete Fische.

 

 

In Norwegen heißen sie Stockfisch und hier Bokkoms, das sind Meeräschen, die werden 15-20 Tage in der Sonne getrocknet und dann wie Trockenfleisch gegessen (aber nicht von uns).

 

 

Es gibt sie nur hier und darum wird Velddrif auch die Bokkom-Kapitale von Südafrika genannt. Ansonsten war nicht viel los. Es gibt ein paar urige Cafés, die aber alle geschlossen hatten.

 

 

Nur ein einfaches Restaurant hatte geöffnet.

 

 

Anscheinend kann man in der Saison mit urigen Gefährten Rundtouren in der Lagune machen.

 

 

Aber in der Ferienzeit muss hier richtig was los sein, denn es gibt sogar reservierte Parkplätze.

 

 

Aber der Ort wandelt sich und das liegt an einem verrückten Engländer, der sich hier niedergelassen hat. Sein Name ist Russell Foster, ein Unternehmer der in England eine Restaurantkette mit angeschlossener Mikrobrauerei aufgebaut hat. Er wollte sich hier abseits von allem Trubel und Kriminalität eigentlich zur Ruhe setzen. Es gibt hier keine Zäune oder Gitter, allerdings sind kürzlich ein paar Bokkoms geklaut worden. Aber die Täter haben sich so blöd angestellt, dass man sie gleich erwischt hat. Russells Traum war auch ein Haus am Wasser, wo sein Boot direkt vor der Haustür liegt und genau das hatte er an dem schönen Yachthafen.

 

 

Aber er war grade noch so schön in Schwung, darum hat er hier auch noch eine Mikrobrauerei aufgebaut, das Charlie’s Brewhouse, was wir natürlich besuchen mussten.

 

 

Das Bier hat uns aber nicht geschmeckt, es war doch sehr englisch. Da ein Engländer aber auch ohne Gin Tonic nicht leben kann und das Angebot im örtlichen Getränkeladen doch sehr begrenzt war, hat Russell nebenan auch noch eine Gin Destillerie gebaut.

 

 

Nun hatte er also eine Kneipe und eine Destillerie, aber wo sollten die Gäste dafür herkommen? Darum hat er auch noch ein schickes 4 Sterne Gästehaus direkt am Yachthafen gebaut, in dem wir auch gewohnt haben.

 

 

Links ist das Gästehaus, rechts davon wohnt er selber und rechts von ihm hat er noch ein Haus mit Gästezimmern gebaut, falls das Haupthaus mal voll wird. Das Gästehaus ist sehr geschmackvoll eingerichtet und wir hatten ein schönes Zimmer mit einem tollen Balkon.

 

 

Von dort hatten wir einen wunderschönen Rundblick über den Hafen, die Lagune und das Meer bis hinüber zu den Lichtern von St. Helenas Bay.

 

 

Russell isst auch gerne gut, da sich aber das Angebot im Dorf mit Fish and Chips und Bokkoms sehr in Grenzen hielt, hat er von einem berühmten Weingut in unserer Gegend einen Spitzenkoch abgeworben und ein Fine Dining Restaurant eröffnet. Das mussten wir natürlich testen und haben uns gedacht, dass man sich dazu auch ein wenig fein machen muss und ich habe mir extra eine lange Hose angezogen. Aber Russell begrüßte uns im T-Shirt, zerknitterter kurze Hose und Crocs, also alles easy. Wir waren ja etwas skeptisch, dass in so einem Laden die Portionen klein sein könnten und haben vorsichtshalber Vorspeisen bestellt, so wie diese köstliche Hühnerleberpastete mit Feigen und Schinken.

 

 

Die Hauptspeisen waren jedoch durchaus üppig, so wie das Sirloin-Steak mit Brandy-Pfeffersoße

 

 

Oder das Tunfischsteak auf Avocado und Wasabi-Püree

 

 

Wohl gefüllt konnten wir anschließend den herrlichen Abend auf der Terrasse genießen.

 

 

Als nächstes baut Russell ein Retirement Village, also ein Rentnerdorf mit betreutem Wohnen, denn vielleicht will er sich ja selber mal zur Ruhe setzen. Zur Zeit sieht es nicht so aus, denn er betreibt auch noch ein Tierheim und eine Suppenküche. Wirklich Ruhestand ist das nicht.

 

Am nächsten Morgen sind wir in das Nachbardorf Paternoster gefahren. Dort haben sich die Fischer auf Langustenfang spezialisiert und die haben jetzt ein Problem. Denn 90% des Fangs werden lebend nach China exportiert, da aber China zur Zeit keine lebenden Meeresfrüchte importiert, haben sie keinen Absatzmarkt mehr, der Exportpreis ist von 40$/KG auf 10$/KG gefallen und die Fischerboote bleiben unbenutzt.

 

 

Und jetzt kommt die gute Tat. Um die Fischer zu unterstützen haben wir ein paar Langusten verdrückt. Irgendjemand muss es ja tun.

 

 

Die Situation hat aber auch eine gute Seite. Die Languste ist völlig überfischt und in den letzten 10 Jahren ist der Bestand um 90% zurückgegangen. Nun kann er sich endlich mal erholen. Man sollte fast meinen, dass die Natur wegen der Ausbeutung und Zerstörung jetzt zurückschlägt.

 

So, das war unser kleiner Ausflug ins Reich der Bokkoms. Wir wünschen euch alles Gute, vor allem Gesundheit und keine Panik, auch ein Virus hat seine Zeit. Man muss es einfach positiv sehen. Corona hat schon mehr für die Umwelt erreicht als Greta es sich jemals erträumt hat.

 

Bis demnächst und viele liebe Grüße vom sommerlichen Kap

 

Dagmar & Karl-Heinz Wollert

 

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