Von: Karl-Heinz Wollert [info@wolli-online.de]
Gesendet: Samstag, 19. Januar 2013 17:06
Betreff: Die Kaptoelpel von Lamberts Bay

Hallo zusammen,

wir hoffen, ihr seid alle gut in das neue Jahr gerutscht. Bei uns war es sehr ruhig, wir hatten zwar Besuch, aber die haben schon vor dem Jahreswechsel geschwächelt und an der Matratze gehorcht. Nun, kein Wunder nach dem langen Flug. Verpasst haben sie allerdings nichts, denn wie ich schon mal berichtete, passiert hier an Sylvester gar nichts, denn das abfeuern von Raketen oder Böllern ist aus Feuer- und Tierschutzgründen streng verboten.

 

Heute möchte ich von einem Ausflug nach Lamberts Bay, einem kleinen unattraktiven Fischerdorf 300 km nördlich von uns an der Westküste in einer recht öden Landschaft, berichten. Das Dorfbild wird von einer riesigen ehemaligen Fischfabrik, in der heute nur noch Pommes Frites hergestellt wird, bestimmt. Warum sollte man also dort hinfahren? Ein Grund ist sicher, dass man dort günstig Hummer essen kann, aber der eigentliche Grund ist ein einzigartiges Naturwunder: Eine Brutkolonie von Kaptölpeln. Es gibt weltweit nur 6 Brutkolonien und dies ist die einzige, die leicht erreichbar ist und auf einer kleinen Insel direkt vor dem Hafen liegt.

 

 

 

Der Kaptölpel erreicht eine Körperlänge zwischen 85 und 94 Zentimeter. Die Flügel haben eine Länge von 45 bis 51 Zentimeter. Die Flügelspannweite beträgt 171 bis 185 Zentimeter. Sie wiegen zwischen 2,3 und 3,3 Kilogramm. Es sind also recht große Vögel und das Gewimmel der brütenden Paare ist schon beeindruckend. Der Lärm und Gestank allerdings auch.

 

Im Hintergrund erkennt man hunderte von Seebären und die beiden Tierarten leben friedlich nebeneinander. Das war aber nicht immer so, denn im Dezember 2005 fiel eine Gruppe der Seebären über die Tölpelkolonie her. Sie fraßen bzw. zerquetschten über 200 Vögel. Daraufhin machte sich die ganze Kolonie auf und davon. Für den Tourismus von Lamberts Bay bedeutete dieses eine Katastrophe, die Besucherzahlen brachen um 65 Prozent ein. Nach ein paar Wochen kreisten die Tölpel zwar wieder über ihrem alten Nistplatz, sie landeten aber ein paar Kilometer weiter, wo die Kolonie für die Touristen nicht mehr zugänglich war, bis jemand vorschlug, Tölpelattrappen auf dem verwaisten Gelände aufzustellen, um die Vögel wieder anzulocken. Schließlich gelänge dieses ja auch Jägern mit falschen Enten. Die Stadt beauftragte einen lokalen Künstler, 200 Tölpelattrappen aus Plastik anzufertigen, diese wurden auf dem alten Brutplatz in die Nester gesetzt. Innerhalb weniger Stunden setzten die ersten Kaptölpel zur Landung an und begannen, die Rivalen aus ihren Nestern zu werfen. Der Erfolg scheint langfristig zu sein, zurzeit leben schon wieder über 10.000 Kaptölpel auf der Insel.

 

In kleinen Mulden werden die Eier ausgebrütet und ein paar Küken waren schon geschlüpft, die aber noch etwas unfertig aussehen.

 

 

Die Tölpel leben in Paaren und während ein Partner auf das Ei oder das Küken aufpasst, ist der andere Partner manchmal über 100km unterwegs, um Futter, meistens Sardinen, zu suchen. Die Ankunft wird sehnsüchtig erwartet und der Himmel sorgfältig beobachtet.

 

 

Ist der Partner endlich angekommen, landet er nicht mitten in der Kolonie, sondern am Rand. Das ist auch besser so, denn der Tölpel ist sehr ungeschickt bei der Landung. Das ist sehr lustig anzusehen, denn sie fallen dabei voll auf die Fresse oder überschlagen sich mehrmals. Dann versteht man auch, warum ein ungeschickter Mensch ein Tölpel genannt wird.

 

 

Man fragt sich dann auch, wie in dem Gewimmel der richtige Partner gefunden wird.

 

 

Aber sehr schnell ist der Augenkontakt hergestellt und die Freude ist groß.

 

 

Dann wird erstmal ausgiebig geschnäbelt.

 

 

Manchmal ist sogar noch Zeit, der Gattin ein kleines Geschenk mitzubringen, worüber diese hocherfreut ist.

 

 

 

Die Kormorane halten sich da lieber raus, sie nisten auf eigens für sie errichteten Plattformen im Fischerhafen. Dort fällt sicherlich auch mal ein Häppchen für sie ab.

 

 

 

Es ist schon erstaunlich, was die Natur für Überraschungen bereit hält und man immer wieder etwas Neues entdecken kann. So war auch die Fahrt nach Lamberts Bay sehr lohnenswert. Ach ja, der Hummer war auch sehr gut J

 

Lasst es euch gut gehen und genießt den Schnee. Nein, nein, wir vermissen ihn nicht, selbst wenn wir in dieser Jahreszeit manchmal schwitzen müssen.

 

Bis demnächst und viele liebe Grüsse vom sommerlichen Kap

 

Dagmar & Karl-Heinz Wollert

 

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