Von: Karl-Heinz Wollert [info@wolli-online.de]
Gesendet: Dienstag, 10. Februar 2015 14:30
Betreff: Ein kulinarischer Ausflug ins Overberg Gebiet

Hallo zusammen,

wir hoffen, es geht euch allen gut und dass ihr trotz winterlicher Kälte ein paar Geschichten aus dem sonnigen Süden ertragen könnt.

 

Wir hatten mal wieder einen Anlass zu einem kleinen Ausflug, denn letzte Woche war unser Hochzeitstag (diesmal wirklich). Traditionell geht man denn schön essen und wir haben beschlossen, eine Übernachtung einzubauen, dann kann man zweimal schön essen. Diesmal sind wir ins Overberg-Gebiet gefahren, das liegt unweit östlich von uns. Also sind wir in Richtung Hermanus aufgebrochen, wo man in unserem Winter direkt von der Küste die Wale beobachten kann. Da dies jetzt nicht der Fall war, sind wir zu unserem ersten Ziel, dem idyllischen Dörfchen Stanford, weitergefahren, denn wir hatten gehört, dass dort ein Spitzenkoch ein Restaurant auf einer Farm eröffnet hat. Nach kilometerlanger Fahrt über eine Schotterstraße erreichen wir die Farm Springfontein und wir fragen uns, ob sich jemals sonst noch jemand hierher verirrt. Hier treffen wir Susanne und Jürgen Schneider, sie hatten 18 Jahre lang ein Sterne-Restaurant bei Heidelberg gehabt. Das wurde ihnen aber zu stressig und sie haben sich ein Stückchen dieser abgelegenen Farm gekauft, bauen fast alle ihrer Produkte selbst an und wollten es ruhig angehen lassen. Es hat sich aber herumgesprochen, dass Jürgen göttlich kocht und nun sind sie ständig ausgebucht. Susanne hat uns erzählt, dass sie auch gehofft hatte, dass sich nicht so viele Leute hierher verirren, aber da hatte sie sich getäuscht. Die alten Farmhäuschen haben sie liebevoll restauriert und besonders schön sitzt man draußen auf der Terrasse, der so genannten „Stoep“.

 

 

 

Von hier hat man einen schönen Blick über das Farmland und die ehemaligen Farmarbeiterhütten, die grade zu Gästezimmern umgebaut wurden, so dass man dort auch übernachten kann.

 

 

 

Wir bestellen ein 4-Gänge Menü und damit es zwischen den Gängen nicht langweilig wird, kommen ständig kleine Überraschungen wie zum Beispiel kleine Häppchen Schinken mit Melone oder Kürbissuppe mit Orangenschaum.

  

   

So werden es am Ende 8 Gänge, unter anderem sind noch dabei Lachsforelle mit Papaya und Süßkartoffel, Rinderfilet mit Bohnen-Ratatouille und Sauerampfer mit Feigen und Portweineis.

 

     

    

Es war ein absoluter Gaumen- und Augenschmaus und nach mehreren Stunden verabschieden wir uns herzlich von diesen netten Leuten. Wir sind weiter nach Gansbaai gefahren, das ist weltweit berühmt und berüchtigt für die große Anzahl weißer Haie vor der Küste. Man kann dort mit Booten rausfahren und mit den Tieren tauchen, geschützt durch einen Käfig. Das haben wir aber nicht gemacht, sondern sind weiter auf eine kleine Landzunge gefahren, dem „Danger Point“, wo wir in einer kleinen Ferienwohnung übernachtet haben.

 

 

So ruhig wie hier auf dem Bild geht es nicht immer zu, denn der Danger Point trägt seinen Namen zu Recht. Viele Schiffe sind hier schon zerschellt, das berühmteste jedoch ist die HMS Birkenhead, die im Februar 1852 englische Truppen mitsamt ihren Familien transportiert hat. Sie ist auf ein Riff gelaufen und in zwei Teile zerbrochen. Bisher hieß es in solchen Notfällen immer „Rette sich, wer kann“, aber hier erging zum ersten Mal der Befehl „Frauen und Kinder zuerst“, was bis heute üblich ist. So hat die HMS Birkenhead maritime Geschichte geschrieben. Leider sind 445 Männer ums Leben gekommen, aber alle Frauen und Kinder haben überlebt.

 

Am nächsten Morgen zeigt der Danger Point ein ganz anderes Gesicht.

 

 

Wir sind weiter in einsames Farmland gefahren und mitten im Nirgendwo taucht das Dörfchen Elim auf, welches komplett unter Denkmalschutz steht. 1824 als deutsche Missionsstation gegründet, wird es auch heute noch ausschließlich von Mitgliedern des Moravian-Ordens bewohnt. Kleine strohgedeckte Häuschen säumen die Straße, leider sind viele schon verfallen.

 

 

Nun geht es wieder zurück nach Hermanus. Kurz dahinter biegen wir in ein wunderschönes Tal ein, dem Hemel-and-Aarde Valley. Hier gibt es viele Weingüter, denn vom Meer wehen kühle Winde ins Tal und wirken wie eine Klimaanlage. Dadurch gedeiht der Wein prächtig, wovon wir uns auch überzeugen konnten, denn die Weinlese war in vollem Gange. Unser Ziel war das Weingut Newton Johnson mit einem wunderbaren Blick durch das Tal bis zum Meer.

 

 

Aber der Ausblick war nicht der Grund, sondern das Restaurant. Der Koch Eric Bulpitt hat es geschafft, das Restaurant innerhalb eines Jahres unter die zehn besten des Landes zu bringen. Er ist berühmt dafür, einfache Materialien auf ein höheres Geschmacksniveau zu heben. So gab es z.B. Schweinebauch mit Spinat und Frühlingszwiebeln. Hört sich einfach an, sieht aber so aus, wenn Eric es macht:

 

 

Der Geschmack ist leider unbeschreiblich gut. Ein anderes Beispiel ist Seehecht. Das ist eigentlich ein Billigfisch, aus dem Fischstäbchen gemacht werden und es gibt ihn an jedem Fischimbiss für wenig Geld, ist also ein echter Arme-Leute-Fisch. Aber wenn man ihn wie Eric 15 Minuten anräuchert und mit feinsten Saucen umgibt, ist er ein absoluter Hochgenuss.

 

 

So sind wir zufrieden wieder nach Hause gefahren und ich habe lange überlegt, ob ich darüber etwas schreiben soll, denn es ist ja schon gemein, Leuten den Mund wässrig zu machen, wenn sie so weit weg sind, aber Freunde haben mich gebeten, darüber einen Bericht zu machen. Sorry, die sind schuld ;-)

 

Wir wünschen alles Gute und hoffen, dass wir den einen oder anderen mal hier unten am Kap begrüßen können, denn außer gutem Essen gibt es noch viel mehr zu sehen.

 

Bis dann und viele liebe Grüsse

 

Dagmar & Karl-Heinz Wollert

 

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