Grosse Karoo, Addo Park, Garden Route

 

Nachdem wir jetzt schon 10 Monate in der Zivilisation leben (manche mögen meinen, dass bei uns die Giraffen im Vorgarten rumlaufen, das ist aber leider nicht der Fall) und Dagmar schon Elefantenentzug hatte, haben wir uns entschlossen, mal wieder in den Busch zu gehen und eine kleine Tour zum Addo Elefant Park zu machen. Der liegt allerdings nicht gleich bei uns um die Ecke, sondern ist 800km entfernt. Damit auch der Weg zum Ziel wird, sind wir durch die Große Karoo, einer sehr trockenen Halbwüste hin und entlang der Garden Route an der Küste wieder zurückgefahren.

 

Die Weite der Karoo ist wirklich beeindruckend, vor allem, weil man als Europäer diese Einsamkeit nicht gewohnt ist. Ab und zu taucht eine Farm auf und man reibt sich verwundert die Augen, wenn ein Ort wie eine Oase auftaucht. Das ist auch bei dem kleinen Ort Matjiesfontein mit 50 Einwohnern der Fall. Ursprünglich gab es nur eine Bahnstation, wo die Züge ihre Wasservorräte auffüllen konnten. Hier hat der Schotte James Logan, der bei der Bahn angestellt war, mitten im Nirgendwo 1884 ein Hotel gebaut, da er gemerkt hat, dass das trockene Klima seine Lungenkrankheit lindert und so kam auch bald die Kapstädter High Society und berühmte Leute wie Cecil Rhodes, Edgar Wallace, Lord Churchill usw. hierher, um Champagnerfeste zu feiern. Noch heute hat man den Eindruck, dass hier die Zeit stehen geblieben ist. Mit einem Londoner Doppeldecker-Bus kann man eine Sightseeing Tour machen, die schnell erledigt ist, da der Ort ca. 400m lang und 200m breit ist.

 

 

 

Die nächste Stadt, Beaufort West, besticht durch ihre Grünanlagen und wird daher auch die Oase der Koroo genannt. Hier haben früher die so genannten Voortrecker auf ihrem Weg nach Nordosten Rast gemacht und das haben wir auch in einem über 200 Jahre alten typischen Karoo-Haus, welches in der Gründerzeit die Drosty, eine Art Landratsamt, war. Der berühmte Herzchirurg Christiaan Barnard wurde hier geboren. Gleich nebenan befindet sich der Karoo-Nationalpark mit den für hier typischen Tafelbergen. Früher war die Karoo mit Millionen von Springböcken bevölkert und manchmal hat es drei Tage gedauert, wenn eine Herde durch Beaufort West gezogen ist. Da konnte man denn einfach vor die Tür gehen, sich ein Böckchen schnappen und schon hatte man was im Kochtopf. Leider hat man heute die Springböcke fast ganz aufgegessen, so dass man nur vereinzelt welche sieht.

 

 

  

 

 

Wirklich schön ist der nächste Ort Graaff-Reinet. Er hat 34.000 Einwohner, wurde bereits 1786 gegründet, liegt wunderschön in einer Flussschleife und ist komplett von einem Nationalpark umschlossen, dem ganz neu gegründeten Camdeboo-Nationalpark. Teil des Parks ist das „Valley of Desolation“ mit irren Felsformationen und Steinsäulen von über 100m Höhe. Die gesamte Innenstadt mit 200 Häusern im kapholländischen und viktorianischen Stil steht unter Denkmalschutz und ist wunderschön herausgeputzt. Glanzstück ist hier sicher außer der Kirche die Drosty, in der sich heute ein Hotel befindet. In den dahinter liegenden früheren  Sklavenunterkünften befinden sich heute auch Hotelzimmer. Wir jedoch haben in einem kleinen alten Gästehaus übernachtet mit einem geheimen Restaurant (d.h. kein Schild weist auf ein Restaurant hin, trotzdem ist es immer ausgebucht), in dem es hervorragende Karoo- also Lammgerichte gibt. Dieser schnuckelige Ort wie auch die Küche sind schon allein eine Reise wert.

 

 

 

 

 

     

 

Nun ging es endlich in den Addo Elephants National Park. Diesen Park hat man 1931 gegründet, weil man die hier lebenden Elefanten fast ganz ausgerottet hatte. Nur 11 haben das Massaker überlebt, sie vermehrten sich jedoch prächtig und heute gibt es über 400 Elefanten im Park, darum wird er auch ständig erweitert und umfasst heute ca. 14.000 ha.

Wir hatten das Glück, ein Chalet im Park ergattern zu können und schon bei unserer Ankunft standen wie zur Begrüßung 6 Elefanten vor der Terrasse. Dagmar war glücklich und der Tag gerettet. Es gibt noch andere Tiere wie Antilopen, Nashörner und Büffel im Park, aber die Highlights sind natürlich die Elefanten. An den Wasserlöchern kann man sie am besten beobachten. Hier spielen die Kleinen, von denen es erstaunlich viele gibt, ausgelassen im Schlamm und besonders viel Spaß macht es ihnen, die Warzenschweine zu jagen. Es ist ein großartiges Schauspiel, dem man stundenlang zuschauen könnte. Die Elefanten kommen immer herdenweise zum Wasserloch und der Wechsel erfolgt wie nach einer geheimen Regie.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vor ein paar Jahren hat man ein kleines Löwenrudel im Park angesiedelt, die man jedoch kaum zu Gesicht bekommt. An einem späten Nachmittag konnten wir jedoch im Gestrüpp einen schlafenden Löwen entdecken. Am nächsten Morgen um 6 Uhr haben wir die Stelle noch mal aufgesucht und wir trauten unseren Augen nicht: Kommt doch direkt auf der Straße im schönsten Morgenlicht ein Löwe auf uns zugetrabt und lässt sich wie zum Fototermin direkt neben unserem Auto nieder. Wenig später kommt auch noch die Löwin die Straße herunter und beide verschwanden im Gebüsch. Später haben wir mit Leuten aus der Gegend gesprochen, die seit Jahren fast jedes Wochenende im Park verbringen, die hatten noch nie die Löwen gesehen und waren ganz neidisch. Als wenn das noch nicht genug ist, entdecken wir bei der Weiterfahrt einen Karakal direkt an der Straße, die erste Sichtung unseres Lebens und es war immer ein Wunsch von mir, diese wunderschöne Katze einmal zu Gesicht zu bekommen. Leider war sie auch sehr schnell wieder verschwunden, so dass kein Foto möglich war. Trotzdem hat sich das frühe Aufstehen wirklich gelohnt.

 

 

 

 

 

Nach 2 Tagen im Park sind wir auf die Garden Route gefahren. Sie läuft an der Küste entlang und hat ihren Namen von den ersten Siedlern, die aus der Halbwüste an die Küste kamen und weil hier alles so grün war, kam es ihnen so vor wie in einem Garten. Teilweise gibt es hier richtige Regenwälder. Unsere nächste Station war der Tsitsikamma Costal National Park. Der urige Name stammt aus der Khoi-Sprache und bedeutet klares oder sprudelndes Wasser. Tatsächlich gibt es hier dichte Wälder und viele Bäche und Flüsse. Sehr beeindruckend ist die Küstenlinie und die gewaltigen Brecher. Die Hütten im Park haben eine traumhafte Aussicht, vor allem wenn abends die Sonne spektakulär im Meer versinkt.

 

 

 

Übernachtet haben wir ein Knysna, was wunderschön an einer Lagune unterhalb der Küstenbergkette liegt. Sehenswert sind auch die zwei hohen Sandsteinkliffe, als „The Heads“ bekannt, die an der Einfahrt in die Lagune stehen. Knysna hat sich wirtschaftlich sehr entwickelt, was natürlich gut ist, anderseits seinen Charme ein wenig genommen hat, das kannten wir noch anders. Die Übernachtung in einfachen Holzhütten war aber immer noch sehr urig.

 

 

 

 

Nach Knysna haben wir ein wenig gebummelt und schon in Mossel Bay die nächste Station gemacht. Hier hat Bartolomeu Diaz am 3.2.1488 als erster Europäer südafrikanischen Boden betreten. Der Nachbau seiner Caravelle, welcher in Portugal gebaut und tatsächlich von dort nach Mossel Bay gesegelt ist, ist in einem Museum zu besichtigen. Aus heutiger Sicht wirklich unglaublich, wie man damit jahrelang unterwegs sein konnte. Direkt unterhalb des Leuchtturms an den Klippen haben wir in einem sehr schönen Hotel  übernachtet. Schade, dass zurzeit keine Wale da sind, die könnte man direkt von der Terrasse beobachten. Aber so haben wir wenigstens einen Grund, wieder zu kommen.

 

 

Damit ging eine wunderschöne Woche zu ende. Wir sind noch wie am ersten Tag erstaunt über die Schönheit dieses Landes und dass wir fast täglich etwas Neues entdecken. Hoffentlich können wir das noch recht lange. Wir wünschen euch allen, dass ihr auch irgendwann persönlich diese Eindrücke mitnehmen könnt. Bis es soweit ist, möchten wir versuchen, durch unsere Berichte und Bilder euch in fremde Welten eintauchen zu lassen.

 

In diesem Sinne, bis zum nächsten Bericht

 

Dagmar und Karl-Heinz

 

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