Von: Karl-Heinz Wollert [info@wolli-online.de]
Gesendet: Mittwoch, 24. Juni 2015 17:10
Betreff: Phoenix aus der Asche

Hallo zusammen,

 

wir hoffen, es geht euch allen gut. Lange haben wir nichts von uns hören lassen, dafür gab es aber keinen besonderen Grund. Das Leben geht halt so seinen Gang. Wir sind jetzt schon 7 Jahre hier und was wir am Anfang noch kurios oder seltsam fanden, ist für uns inzwischen ganz normal geworden. Wir fühlen uns immer noch sehr wohl hier und genießen es sehr. Was uns in der ersten Zeit etwas zu schaffen gemacht hatte, waren die vielen Buschfeuer im Sommer, das sah manchmal sehr bedrohlich aus, aber die Einheimischen blieben immer ganz cool. Inzwischen haben wir uns aber auch daran gewöhnt, denn das gehört hier einfach dazu. Sie richten meist auch keinen großen Schaden an und sind sogar nützlich, denn die einheimische Vegetation, der so genannte Fynbos, zu dem auch die Proteas gehören, braucht diese Feuer, um sich zu erneuern. Der Samen ist feuerfest und öffnet sich erst nach großer Hitze. Am gesündesten ist der Fynbos, wenn es alle 10 Jahre brennt. Tiere kommen nur selten zu Schaden, sie fliehen vor dem Feuer und leben seit Jahrtausenden damit.

 

Im März hat es allerdings ein besonders großes Feuer gegeben. Die halbe Kap-Halbinsel hat gebrannt und von Küste zu Küste stand alles in Flammen. Die Flammen waren so groß, dass wir sie nachts sehen konnten, obwohl der Brand 40km von uns entfernt war. Der Himmel war über eine Woche verdunkelt vom Rauch, was aber auch zu spektakulären Sonnenuntergängen führte.

 

 

 

Das Feuer war so heiß, dass einige Häuser von innen abgebrannt sind, weil sich die Gardinen selbst entzündet haben. Es war so heiß, dass die Lackierung der Feuerwehrwagen Blasen geworfen hat. Sechs Hubschrauber, drei Löschbomber und Hunderte von Feuerwehrleuten waren tagelang im Einsatz, um die Siedlungen zu schützen. Insgesamt ist eine Fläche von 51 Quadratkilometern abgebrannt, das entspricht der Fläche von 7143 Fußballfeldern. Viele Straßen, darunter auch der berühmte Chapmans Peak Drive, waren wochenlang geschlossen und auch ein weltberühmtes Radrennen musste abgesagt werden. Die verbrannte Erde war schon ein trauriger Anblick.

 

 

Die verbrannten Proteas sehen aus wie aus Balsaholz und fühlen sich auch so an.

 

 

 

Aber die Biologen waren ganz froh, denn hier hat es zuletzt vor 15 Jahren gebrannt und daher war das Feuer längst überfällig und es wurde Zeit für eine Erneuerung. Die Natur erholt sich erstaunlich schnell und in kürzester Zeit erhebt sich wie Phoenix aus der Asche neues Leben. Gestern, drei Monate nach dem Brand, haben wir mal nachgesehen. Die ersten Pionierpflanzen sind schon da und das erste Grün sprießt.

 

 

Die ersten Wildblumen stecken vorsichtig ihre Köpfe heraus. Die gibt es hier sonst gar nicht, da der Fynbos-Bewuchs normalerweise zu dicht ist.

 

 

Jetzt fängt ja erst der Winterregen an und wenn zwischendurch die Sonne kommt, ist in wenigen Wochen das ganze Gebiet von einem lilafarbigen Blütenteppich überzogen, wir werden es im Auge haben. In zwei Jahren ist von der Katastrophe nichts mehr zu sehen. Es ist schon erstaunlich, was die Natur so vollbringt.

 

Ansonsten gibt es nichts Spektakuläres zu berichten, aber die nächste große Tour ist schon geplant. Im August fahren wir in den Krügerpark, aber diesmal probieren wir etwas Neues. Wir fahren nämlich mit dem Zug von Kapstadt nach Johannesburg und nehmen unser Auto mit. Dadurch vermeiden wir die langweilige zweitägige Fahrt durch die Halbwüste Karoo. Der Zug ist allerdings auch 26 Stunden unterwegs. Das ist wahrscheinlich auch langweilig. Mal sehen, wie es uns gefällt, wir werden auf jeden Fall darüber berichten.

 

Bis dann, viele liebe Grüße vom verbrannten Kap und bleibt gesund

 

Dagmar & Karl-Heinz Wollert

 

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