Von:
Gesendet: Dienstag, 21. Oktober 2008 16:24
Betreff: Von Wilderern und der Puenktlichkeit
Hallo zusammen,
es ist mal wieder Zeit, ein Döntje aus Afrika zum Besten zu geben. Heute möchte ich eine kleine Geschichte von Wilderern und der Pünktlichkeit erzählen. Wie passt das zusammen? Dazu muss ich ein wenig ausholen:
Die
klimatischen Bedingungen und der Zusammenfluss vom Indischen Ozean und dem
Atlantik bringen eine einzigartige Flora und Fauna hervor, viele dieser
Pflanzen und Tiere gibt es nur in einem kleinen Küstenbereich am Kap. Dazu
gehört auch die Seeschnecke, auf Englisch Abalone und
auf afrikaans Perlemoen
genannt. Sie ist 15 bis 20 cm groß, wiegt 300g und ernährt sich von Kelp, einer Seetangart, die an der Felsenküste wie z.B. am
Clarence-Drive (übrigens laut Reader’s Digest eine
der 10 schönsten Straßen der Welt) vorkommt.
Da sie so selten ist, ist sie auch sehr teuer, 3x teurer als Hummer, darum haben wir auch noch keine gegessen. In Hongkong jedoch werden für eine Schnecke 300€ bezahlt, da die Chinesen sie für potenzfördernd halten. Das ruft natürlich Gangster auf den Plan, die die Schnecke wildern und nach Hongkong schmuggeln. Falls sie erwischt werden, werden sie hart bestraft, nicht unter 5 Jahren Gefängnis. Falls…. Denn das Problem ist, dass die Küstenwache um Punkt 16:15 Feierabend macht, da der Staat kein Geld hat, Überstunden zu bezahlen. Um 16:20 sieht man ganze Konvois von Geländewagen mit Schlauchbooten und Tauchausrüstung zum Hafen eilen und es ist offensichtlich, was die Burschen vorhaben.
Das läuft alles sehr pünktlich ab, obwohl Pünktlichkeit sonst nicht die Stärke der Südafrikaner ist. Das heißt nicht, dass sie immer zu spät kommen. Es kann sein, dass ein Handwerker, den man für Montag bestellt hat, schon am Freitag kommt oder vielleicht erst am Mittwoch. Mit unserem Gärtner, der alle 14 Tage kommt, haben wir ausgemacht, dass er um 8:30 anfangen soll. Wenn er erst um 9 kommt, habe ich damit kein Problem, wenn er uns aber schon um halb 7 rausklingelt, finden wir es nicht so lustig.
Diese Eigenart führt manchmal zu kuriosen Situationen. So hat man auf den Friedhöfen von Kapstadt eine Strafe von 285Rand (circa 21€) für Besucher, die zu spät zur Beerdigung kommen, verhängt, da es immer ein Chaos mit Beerdigungsgesellchaften gibt, die sich in die Quere kommen, weil die einen zu früh und die anderen zu spät dran sind. Nun ja, wir gewöhnen uns langsam daran.
An was wir
uns noch nicht gewöhnen konnten, ist die Tatsache, dass unsere Freunde so weit
weg sind. Zum Glück gehen ab nächste Woche die Besuche los. Wir freuen uns
schon sehr und sind auch sehr gespannt, was unsere Besucher von diesem Land
halten. Es kann ja sein, dass wir alles durch die rosarote Brille sehen. Obwohl
– manchmal färbt sich die Landschaft zum Sonnenuntergang für einige Minuten
rosarot ein, ganz ohne Brille….
Ansonsten geht es uns gut, der Regen ist weiter in den Nordosten gezogen und die Temperaturen steigen auch langsam. Wir warten immer noch auf den Pflasterer, der uns die Auffahrt reparieren will, er hatte sich für gestern angesagt…
Wir hoffen, es geht allen von euch gut, viele liebe Grüsse und bis demnächst
Dagmar &
43 Mountain Fern Crescent
Fernwood Estate
Somerset West, 7130
South Africa
+27(0)21-8522494 Landline
+27(0)713537196 Mobil