Von: Karl-Heinz Wollert [info@wolli-online.de]
Gesendet: Sonntag, 19. Juni 2011 14:34
Betreff: Winter, Feuer und andere Geschichten

Hallo zusammen,

es wird mal wieder Zeit für einen Gruß aus Afrika. Wir hoffen, dass es euch gut geht und alle gesund und munter sind.

Bei uns hat jetzt die ungemütliche Jahreszeit angefangen. Zuerst waberten die Herbstnebel ins Land

 

 

 

und verpassten den fast leeren Stauseen eine düstere Atmosphäre

 

 

 

Wir brauchten also dringend Regen und den haben wir jetzt bekommen. Vorher mussten wir aber unser Haus winterfest machen, d.h. alle Risse mussten ausgebessert und das Haus neu gestrichen werden. Die Risse sind hier ganz normal, sie entstehen durch Erdschichten unterschiedlicher Dichte, die langsam aufeinander gleiten. In ein paar hundert Jahren werden wir wohl, mit Unterstützung steigender Meeresspiegel, ein Strandhaus haben. Nun ist es hier ja nicht ganz einfach, zuverlässige Handwerker zu finden, aber auf Empfehlung von Freunden haben wir eine fleißige Buschmanntruppe engagiert, die rückten mit 4 Mann an und haben alle gleichzeitig gearbeitet!!! Das ist hier sehr ungewöhnlich, denn normalerweise besteht ein Arbeitstrupp aus 5 Leuten, von denen 2 arbeiten und 3 zuschauen. Das kann man hier überall beobachten. Trotzdem hat es drei Wochen gedauert, aber jetzt ist alles wie neu und der Preis war auch sehr günstig.

 

Die ersten Wolkenbrüche haben wir schon hinter uns, aber wir können uns nicht beschweren, denn wir hatten einen langen und schönen Sommer. Sogar die berüchtigten Buschbrände sind lange ausgeblieben, aber dann gab es doch noch ein verheerendes Feuer an unserem Hausberg, dem Helderberg. Ein kleines vergessenes Reisigfeuer auf einem Golfplatz geriet, angefacht durch starken Wind, außer Kontrolle und innerhalb weniger Stunden stand der ganze Berg in Flammen. Da auch Wohngebiete bedroht waren, wurden über 400 Feuerwehrleute, 4 Hubschrauber, 3 Löschflugzeuge und ein ständig kreisendes Flugzeug, welches die Einsätze koordinierte, eingesetzt.

 

 

 

Die Qualmwolke zog bis nach Kapstadt und verdunkelte sogar die Sonne

 

 

 

Interessant war, wie die Leute in solchen Situationen zusammenstehen. Jeder hat jedem geholfen um zu retten, was zu retten war. Zu einem von den Flammen bedrohten Pferdgestüt eilten Leute mit Pferdeanhängern, manche aus einigen hundert Kilometern Entfernung, um die Pferde aufzunehmen. Die Feuerwehr hatte ihre Einsatzzentrale in einer Schule installiert, wo Schüler unermüdlich Tag und Nacht Essen für die Feuerwehrleute zubereitet haben, welches normale Bürger vorher dort abgeliefert haben. Die Supermärkte, welche auch Lebensmittel gespendet haben, ließen ihren Laden die ganze Nacht auf, damit Nachschub besorgt werden konnte. Trotzdem konnte nicht verhindert werden, dass das gesamte Naturschutzgebiet, einige Farmen, 19 Häuser und ein sehr schönes altes Hotel ein Raub der Flammen wurden. Es hat zwar nur die reichsten der Reichen getroffen und alle waren versichert, aber man gönnt es ja trotzdem keinem. Es war der schlimmste Brand seit Jahrzehnten und es konnte mit Mühe verhindert werden, dass das Feuer bis Stellenbosch durchbricht.

 

 

 

Apropos Versicherung: Es ist hier durchaus nicht selbstverständlich, dass man versichert ist. Unser neues Auto haben wir teilweise finanziert und man hat uns vorsichtig beigebracht, dass man das Auto dann auch versichern müsste. Ja, natürlich muss ich mein Auto versichern! Aber so natürlich ist es nicht, denn nur 35% der Fahrzeuge sind versichert. Da macht Vollkasko durchaus Sinn. Es sind auch nur 15% der Leute krankenversichert, was kein Riesenproblem ist, denn grundsätzlich ist die Krankenversorgung kostenlos. Es gibt aber eine 2-Klassen-Versorgung, denn für die wenigen Krankenversicherten wird genauso viel Geld ausgegeben wie für die 85% Nicht-Versicherten. Man arbeitet zwar an einer nationalen Krankenversicherung nach englischem Vorbild, weiß aber noch nicht, wie man das finanzieren soll. Wir als gute Deutsche haben natürlich alle erforderlichen Versicherungen.

 

Wir freuen uns schon auf unsere nächste große Tour. Im August geht es quer durch Südafrika abseits der Touristentrampelpfade und Nationalstraßen. Wir folgen den vergessenen Highways der Goldsucher, Abenteurer und „Trekburen“, also meist auf Schotterpisten und werden dabei auch uns unbekanntes Terrain und Nationalparks entdecken. Schwerpunkt wird aber der Krügerpark sein, den wir zum ersten Mal ganz durchqueren und uns dafür fast 2 Wochen Zeit genommen haben. Es werden wohl 6000km zusammenkommen und natürlich werden wir ausführlich berichten.

 

Ansonsten haben wir grade eine ruhige Zeit, Besucher werden auch nicht erwartet. Im Moment sind wir aber auch schlecht erreichbar, denn durch die Aschewolke aus Chile ist der Flughafen Kapstadt gesperrt. Aber bis der große Run einsetzt, ist sicher wieder alles in Ordnung.

 

Bleibt gesund, bis demnächst und viele liebe Grüsse vom Kap der Stürme

 

Dagmar & Karl-Heinz Wollert

 

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