Von: Karl-Heinz Wollert [info@wolli-online.de]
Gesendet: Samstag, 1. Juni 2013 14:51
Betreff: Wracks der Guten Hoffnung

Hallo zusammen,

einen schönen Gruß aus dem tiefen Süden. Wir würden euch ja gerne ein paar Sonnenstrahlen rüberschicken, aber bei uns hat die Regenzeit angefangen und es schüttet grade wie aus Kannen. Das ist vielleicht ein kleiner Trost für den schlechtwettergebeutelten Mitteleuropäer. Nun mummelt man sich am besten in eine warme Decke und erzählt Geschichten. Eine fällt mir grade ein, die Geschichte eines ungewöhnlichen Museums:

 

Wir entdecken hier immer wieder etwas Neues. Kürzlich waren wir auf dem Weg zu einer Entenfarm, um ein paar der köstlichen Entenbrüste zu erstehen, als uns unterwegs ein in den Boden gerammter Oldtimer auffällt.

 

 

 

Ein Schild am Eingang verrät, dass es sich um das „Wijnland Auto Museum“ handelt. Nun kennen wir ja schon das „Franschhoek Auto Museum“, wo edle Karossen aller Epochen perfekt restauriert und sauber aufgereiht in großzügigen Hallen stehen und welches die größte Ferrari-Sammlung der südlichen Hemisphäre beherbergt. Also treten wir neugierig ein und stehen zunächst fassungslos auf einem riesigen Schrottplatz. Hunderte alte Karossen liegen hier neben- und übereinander auf einem Acker und rosten vor sich hin. Dann treffen wir den Besitzer, den 78-Jährigen Les Boshoff. Seit 25 Jahren sammelt er Oldtimer, nur um sie zu besitzen und in Ruhe verrosten zu lassen. Auf die Frage, wie viele Autos es denn sind, zuckt er die Schultern. 400 oder vielleicht 600, so genau weiß er es nicht, es ist ihm wohl irgendwann über den Kopf gewachsen. Stolz führt er uns durch seine Sammlung und kann zu jedem Wrack eine Geschichte erzählen. Und schon bald verspüren wir, wie der morbide Charme des verrosteten Blechs eine gewisse Faszination auf uns ausübt.

 

 

  

 

 

Diesem Charme sind auch schon andere erlegen, denn sein „Museum“ wird oft für Fotoshootings genutzt, z.B. für Hochzeiten oder Werbeaufnahmen. Auch bei unserem Aufenthalt fand ein Shooting für eine Werbekampagne statt.

 

 

 

Niemals würde Les etwas aus seiner Sammlung verkaufen und er könnte den Karossen in aller Ruhe beim rosten zuschauen, wenn nicht die Filmindustrie auf ihn aufmerksam wurde, denn dort braucht man immer viele alte Autos. So steht denn heute der 78-Jährige noch jeden Tag in seiner Werkstatt und haucht dem alten Blech neues Leben ein. Zwar nur mit Pappe, Holz und Plastik, aber im Film sieht das keiner mehr. So hat er für eine Neuverfilmung der Serie „Starsky & Hutch“ einen Ford Gran Torino aufgemöbelt. Sein Können ist sehr gefragt, so dass er auch komplette Filmfahrzeuge baut, wie dieses Fahrzeug, was einst einen Geschwindigkeitsrekord auf einem Salzsee aufgestellt hat.

 

 

 

Nun, es war nicht genau dieses Fahrzeug, denn es hat nur einen Mopedmotor und fährt höchstens 60 km/h, aber im Film könne man es ja schneller laufen lassen, wie uns Les verschmitzt erklärt. Den Feuerstrahl der Turbinen hat er mit einem Gas-Diesel Gemisch erzeugt. Eine Geschichte folgt der nächsten um am Ende schwärmt er noch vom Mercedes Museum in Stuttgart. Denn natürlich hat er schon alle bedeutenden Automuseen der Welt besucht.

 

Nachdenklich verlassen wir das wohl seltsamste Museum der Welt und können uns nicht entscheiden, ob wir von den alten Karossen oder deren Besitzer mehr beeindruckt sind.

 

Und jetzt noch ein wenig Werbung: Wer das südliche Afrika liebt oder mehr darüber erfahren möchte, dem sei das Süd-Afrika Magazin empfohlen (erhältlich im Zeitschriftenhandel oder über www.sued-afrika.de ). In der Juni-Ausgabe gibt es u.a. einen interessanten Bericht über die Wildblumen im Namaqualand mit schönen Bildern. Der Fotograf dürfte euch bekannt vorkommen…. ;-)

 

Ach, es regnet immer noch. Aber auch für euch gibt es einen Trost: Der nächste Sommer kommt bestimmt. Irgendwann wird ja wohl der kleine November aus dem Frühling abgeholt werden.

 

Bis dann, alles Gute, bleibt gesund und viele liebe Grüße von

 

Dagmar & Karl-Heinz Wollert

 

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