Grosses weites Land Namibia
Mensch, ist dieses Land groß! Wirklich groß. Man muss
sich mal vorstellen, dass Namibia zweimal so groß wie Deutschland ist und die
Ausdehnung von Nord nach Süd so weit ist wie die Entfernung von London nach
Rom. Wenn man denn die nur 2 Millionen Einwohner darauf verteilt, kann man sich
denken, wie menschenleer es hier ist. Dementsprechend sind die Straßen.
Meistens sind es üble Schotterpisten, die gnadenlos ihren Tribut fordern. Sie
fressen hemmungslos Reifen und alles sonst, was nicht niet- und nagelfest ist.
Sogar unser Nummernschild haben sie dazu gebracht, sich von uns zu lösen und
alleine durch Namibia zu reisen. Es ist allerdings nach 5 Tagen und 800km
reumütig zu uns zurückgekehrt. Aber der Reihe nach:
Am 19. Oktober haben wir uns im strömenden Regen von Somerset West auf die Reise nach Namibia begeben. Unser
erster Stopp war Springbok. Die sehr preiswerte
Unterkunft (die Besitzer nannten die Hütten Eco-Cabins)
entpuppte sich als Gartenhäuschen, in dem man normalerweise den Rasenmäher und
Werkzeug abstellt. Es war hier so kalt, dass wir alles, was wir hatten, in der
Nacht anzogen (in Namibia braucht man ja nicht allzu viel). Am nächsten Tag kam
aber die Sonne heraus, wir überschritten die Grenze nach Namibia und
übernachteten in Keetmanshoop. Die Umgebung ist eine
Halbwüste, in der auch Köcherbäume wachsen. In der Nähe gibt es einen ganzen
Wald davon. Es sind eigentlich keine Bäume, denn sie gehören zur Gruppe der Sukkulenten und zur Familie der Aloen. Die Buschmänner
haben sich früher aus den Ästen ihre Köcher für die Pfeile gebaut, daher kommt
der Name. Besonders schön sieht diese Pflanze im Abendlicht aus, wenn die Rinde
golden schimmert.
Weiter ging es dann nach Windhoek,
wo Marion und Gerhard aus Deutschland zu uns stießen und wir die Reise gemeinsam
fortsetzten. Windhoek hat sich leider sehr verändert.
Vor 13 Jahren waren wir zuletzt hier und man konnte noch teilweise die deutsche
Vergangenheit erahnen. Heute bestimmen die Hochhäuser der Banken und
Versicherungen das Stadtbild und dadurch ist der frühere Charme völlig verloren
gegangen. Deshalb sind wir auch schnellstmöglich weiter gezogen und direkt hoch
zum Etosha Nationalpark gefahren. Allerdings haben
wir vorher noch 2 Nächte in der Etosha Aoba Lodge vor den Toren des Parks verbracht. Es ist eine
kleine exklusive Lodge mit wenigen Gästen und man übernachtet in kleinen reetgedeckten Hütten mitten im Busch. Auch hier waren wir
vor 13 Jahren schon und zum Glück hat sich außer dem Besitzer nichts geändert.
Da man die großen Tiere ja im Park bestaunen kann,
hat man sich hier auf die kleinen Wunder der Natur spezialisiert. Auf einer
interessanten Tour hat uns ein Buschmann sein Wissen über Pflanzen und Tiere
weitergegeben. Vor allem beim Abschnitt über Termiten sind wir aus dem Staunen
nicht heraus gekommen, darüber könnte man einen abendfüllenden Bericht
schreiben. Habt ihr z. B. gewusst, dass die Termiten nicht zu den Ameisen, wie
viele meinen, sondern zu den Kakerlaken gehören? Nach so vielen Informationen
haben wir dann auch gerne an einer Sundowner Tour
teilgenommen, bei der sehr stilvoll der Sonnenuntergang am Rande einer
Salzpfanne zelebriert wurde.
Mit einem Glas Gin-Tonic in
der Hand freuten wir uns über ein wunderbares Farbenspiel.
Dann ging es endlich in den Park, wo wir zunächst in
den staatlichen Camps Namutoni (einem alten Fort der
deutschen Schutztruppen) und Okaukuejo übernachteten.
Leider hatte schon die Regenzeit begonnen, so dass die meisten Tiere in andere
Parkregionen gezogen sind und die gewohnten zirkusreifen
Spektakel am Wasserloch ausblieben, trotzdem hatten wir ein paar besondere
Begegnungen. So haben wir gleich mehrere der sehr seltenen Spitzmaulnashörner
gesehen.
Auch einige Löwen haben sich sehen lassen. Während
ein müder Löwe direkt am Wegesrand uns Einblick in sein Inneres gewährte,
hat sich ein offensichtlich nicht sehr hungriger
Kollege nur die Speisekarte angesehen:
Ein Leopard genoss die Morgensonne, als eine
unvorsichtige Zebramanguste ihm über den Weg lief. Grade
richtig für einen kleinen Snack zwischendurch.
Die Zebras halten lieber ein wenig Abstand, wenn die
Löwin mit ihren Jungen zum Wasserloch kommt.
Der Nationalpark ist riesig, er ist 300km lang und
110km breit, aber nur ein ganz kleiner Teil im Osten ist für die Öffentlichkeit
zugänglich. Aber jetzt gibt es etwas Neues. Ganz im Westen hat man eine kleine
Lodge gebaut und wer dort gebucht hat, darf quer durch den gesamten Park
fahren. Das Camp heißt Dolomite und besteht aus 20 Chalets mit Reetdächern und
Zeltwänden, welche auf einem Dolomitfelsen gebaut sind.
Es ist mir gelungen, hier zwei Chalets für zwei
Nächte zu ergattern. Es war ein wunderschönes Erlebnis, auch wenn es sehr
anstrengend ist, sich hier zu bewegen, denn es geht immer steil bergauf und
bergab. Wenn man schon völlig erschöpft seine Hütte erreicht hat, muss man auch
noch 110 Stufen erklimmen.
Aber der Ausblick von der eigenen Terrasse
entschädigt für die Mühen.
Dann gibt es noch den tollen Pool, in dem man sich
mit einem kühlen Getränk von den Strapazen erholen kann.
Irgendwann muss man leider weiterziehen, aber beim
Herausfahren aus dem Park sehen wir auch endlich Elefanten, die wir ganz
exklusiv für uns haben. Eine Riesenherde strebt dem Wasserloch zu.
Endlich gibt es etwas zu trinken und jeder nimmt
schnell ein paar Rüssel voll.
Auch viele kleine Elefanten sind dabei.
Nach einem ausgiebigen Meeting
zieht die Herde wieder in den Busch und die schon
wartenden Giraffen und Gemsböcke sind jetzt auch endlich dran.
Nachdem wir den Park verlassen haben, fahren wir
durch eine sehr einsame Gegend zu den faszinierenden Ugab-Terrassen,
ein Stückchen Arizona in Namibia.
Wir übernachten in der schönen Vingerklip-Lodge,
welche ihren Namen von der Fingerklippe, einem markanten 35m hohen Felsen, hat.
Am nächsten Tag machen wir einen Ausflug zum
versteinerten Wald und den Felsgravuren von Twyfelfontain.
Im versteinerten Wald sieht man Baumstämme, die zu Stein geworden sind. Früher war
hier das Meer und die Stämme sind vor ca. 300 Millionen Jahren hier
angeschwemmt worden. Dann haben sich Sedimente abgelagert und die Stämme
luftdicht umschlossen. Heute werden sie durch Erosion wieder freigelegt.
Die Felsgravuren von Twyfelfontain
gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die etwa 2000 Gravuren haben ein Alter
von 500 bis 10.000 Jahren, wobei die meisten aber vor etwa 2.500 Jahren
entstanden sind. Hauptsächlich findet man die Darstellung von Tieren, den
Fährten dieser Tiere und Darstellungen abstrakter Natur.
Überall auf Felsplatten findet man Gravuren, wobei
man manchmal auch ein wenig klettern muss.
Am nächsten Morgen freue ich mich erstmal über einen
platten Reifen. Zum Glück hat nur ein Dorn den Reifen durchbohrt und so ist er
schnell mit Hilfe des Lodge-Personals repariert.
Unsere nächste Station ist Swakopmund, einem
bezaubernden Städtchen, wo die deutsche Vergangenheit noch allgegenwärtig ist.
Da es am Meer liegt, ist es auch angenehm kühl. Hier
gibt es gute Restaurants und bei Cafe Anton die beste Schwarzwälder Kirschtorte
der südlichen Hemisphäre. Es geht hier sehr entspannt zu.
Dann ging es wieder heraus aus der Zivilisation.
Gleich hinter Walvis Bay fängt die Namib an, die
älteste Wüste der Welt. Zunächst fährt man durch eine flache, monotone Einöde
auf einer fürchterlichen Rüttelpiste und wir sind froh wie wir endlich den Kuiseb Pass erreichen. Da hatten wir noch unser
Nummernschild.
Recht schnell geht die Rüttelfahrt zum Kuiseb Canyon herunter und nach ein paar Stunden überqueren
wir den südlichen Wendekreis.
Dort stellen wir fest, dass sich das vordere
Nummernschild von uns verabschiedet hat. Da eine Suche wenig Sinn macht,
verabschieden auch wir uns geistig von dem Teil. Doch damit nicht genug der Wiedrigkeiten. Kurz
vor Solitaire gibt es einen Knall und ein lautes
Zischen, einen Reifen hat es zerfetzt. Im
Reifenwechseln hatten wir ja nun schon ein wenig Übung.
Obwohl der Ort Solitaire
nur aus einer Tankstelle und einem Cafe, in dem es einen herrlichen Apfelkuchen
gibt, besteht, konnten wir dort einen neuen Reifen erstehen, denn der alte war
nicht mehr zu reparieren. Man ist hier halt auf so was vorbereitet. Nach dieser
abenteuerlichen Fahrt haben wir uns auf unser nächstes Quartier, dem Desert Camp, einem Zelt mitten in der Wüste, sehr gefreut.
Eine Besonderheit ist hier der kleine Pool, denn das
Wasser muss aus großer Tiefe gepumpt werden. Er ist eine willkommende
Gelegenheit, sich den Staub der Namib abzuwaschen.
Von Vorteil ist es auch, wenn man seinen eigenen
Grillmeister dabeihat, denn dann kann man ganz entspannt den Tag Revue
passieren lassen
oder sich auf den Sundowner
in Form eines Brandys konzentrieren.
Aber wir sind ja hier, um die größten Wanderdünen der
Welt zu sehen. Darum stehen wir am nächsten Morgen sehr früh auf, um bei
Sonnenaufgang im Namib-Naukluft Park zu sein. Das
Licht-Schatten-Spiel in den Dünen ist am frühen Tag besonders faszinierend.
Einige der Dünen darf man besteigen, wie hier die
Düne 45, sie ist etwa 170m hoch.
Da sind die Mädels noch voller Tatendrang und lachen
noch. Das ändert sich aber schnell, als wir nach einer anstrengenden
Tiefsandfahrt unser Ziel, das Sossusvlei, erreichen.
Das Sossusvlei ist eine große Lehmsenke, die von bis
zu 300m hohen Dünen umschlossen ist. Der Aufstieg auf die Dünen ist sehr
beschwerlich, weil man in dem feinen Sand immer wieder herunterrutscht.
Aber der Anblick des Sossusvlei
entschädigt für die Mühen.
Das Vlei entsteht dadurch,
dass der Tsauchab-Fluss manchmal Wasser führt. Hier
geht es aber nicht weiter, das Wasser verdunstet und hinterlässt eine harte,
rissige Lehmfläche.
Der Rückweg zum Parkplatz ist zwar nicht mehr ganz so
anstrengend, aber inzwischen ist die Sonne schon höher gestiegen und es wird
brütend heiß.
Die rote Farbe der Dünen entsteht durch das
enthaltene Eisenoxyd, sie sind also verrostet. Der Sand wird vom Meer, welches
bis 135km entfernt ist, durch den Wind ins Landesinnere transportiert und man
kann beobachten, wie die Dünen zum Meer hin immer heller werden. Es dauert eben
eine Weile, bis sie verrosten. Schon bei unserem ersten Besuch kam der Wunsch
auf, sich diese auf der Welt einzigartige Landschaft von oben zu betrachten.
Diesen Wunsch haben wir uns diesmal erfüllt und einen Ballonflug (OK, ich weiß,
ein Ballon fliegt nicht, er fährt) gebucht. Die Aufregung ist daher
entsprechend groß wie wir morgens um 5:25 abgeholt und zum Startplatz gefahren
werden. In der Dämmerung wird der Ballon schon aufgeblasen.
Mit den ersten Sonnenstrahlen hebt der Ballon ab und
eine faszinierende Reise beginnt.
Fast unmerklich gewinnt der Ballon an Höhe, die
Hütten der nahe gelegenen Lodge werden immer kleiner und es öffnet sich der
Blick auf ein unendliches Dünenmeer.
Immer höher steigt der Ballon und gleitet lautlos
dahin. Wäre nicht ab und zu das Fauchen der Gasbrenner zu hören, es wäre die
absolute Stille.
Hier oben wird einem erst klar, dass man sich an der Grenze
zu unterschiedlichen Landschaftsformen befindet. Auf der einen Seite ist die
helle Sandwüste mit dem Grasland und den felsigen Bergen,
auf der anderen Seite ist die Dünenlandschaft. Dabei
fällt besonders auf, dass das Tal des Tsauchab
unwahrscheinlich breit ist, obwohl er doch so selten fließt. Von unten kann man
das so nicht sehen.
Der Ballon wechselt oft die Höhe. Manchmal fahren wir
so tief, dass wir die Gräser berühren. Der Pilot nennt es „Gras-shaving“.
Nach etwas mehr als einer Stunde und einer perfekten Landung direkt auf dem
Anhänger des Transportfahrzeugs wartet mitten in der Wüste schon ein üppiges
Champagner-Frühstück auf uns. Dabei wird der Champagner natürlich traditionell
mit dem Säbel geköpft.
Das war sicher das absolute Highlight der Reise,
welches man so schnell nicht vergisst. Aber der nächste Höhepunkt wartet schon
auf uns. Wir fahren in das NamibRand Nature Reserve,
einem 140.000 ha großen privaten Naturschutzgebiet und damit dem größten im
südlichen Afrika. Der Windhoeker Geschäftsmann Albi Brückner hat hier mehrere Farmen aufgekauft und dieses
Naturparadies geschaffen. In diesem riesigen Gebiet gibt es nur ein sündhaft
teures Camp und das alte Farmhaus des Herrn Brückner. Dieses Farmhaus hatten
wir für wenig Geld für uns gemietet. Das Haus ist sehr rustikal, es gibt keinen
Strom, aber warmes Wasser und Solarlampen. Hier hat man die Wüste ganz für sich
allein und das ist der wahre Luxus.
Keine menschliche Behausung ist von hier aus zu sehen
und die Nächte sind rabenschwarz. Vor dem Haus ist ein Wasserloch und oft
kommen Springböcke und Oryx zu Besuch.
Mit einer besonderen Genehmigung kann man auch
Geländefahrten durch die roten Dünen machen. Ein schöner Spielplatz für große
Jungs.
Bevor wir weiter in Richtung Süden fahren, machen wir
einen Abstecher zu einem Wüsten-Unikum, dem Schloss Duwisib:
Erbaut wurde es von 1908 von Hansheinrich von Wolff,
der als Angehöriger der deutschen Schutztruppe nach Namibia kam. Bei einem Heimaturlaub
heiratete er eine reiche Amerikanerin, kehrte mit ihr nach Namibia zurück,
kaufte eine Farm und baute später das Schloss. Viel hatten sie nicht davon,
denn während einer Reise nach Großbritannien brach der 1. Weltkrieg aus und
beide wurden interniert. Ihnen gelang aber die Flucht, jedoch fiel später von
Wolff in einer Schlacht und seine Frau
lebte in München. Eindrucksvoll und merkwürdig zugleich ist der Gegensatz zur
Landschaft: Es gibt einen imposanten Rittersaal sowie einen idyllischen Innenhof
mit Brunnen.
Wir fahren weiter auf der D707, der Traumstraße der
Wüste. Auf der einen Seite hat man die roten Dünen, auf der anderen Seite die Tirasberge.
In dem kleinen Städtchen Aus übernachten wir im
historischen Bahnhof-Hotel und machen am nächsten Tag einen Ausflug nach
Lüderitz. Zunächst kommen wir aber an der Geisterstadt Kolmannskuppe
vorbei.
Hier hat man 1908 die ersten Diamanten gefunden und
es entstand der Ort mit allen Annehmlichkeiten. Es gab Läden, eine Bäckerei, eine
Kegelbahn, ein Theater, eine Turnhalle und sogar eine Eisfabrik. Der Boom
dauerte aber nicht lange, denn schon 1930 wurde der Diamantenabbau eingestellt
und nun holen die Wanderdünen der Namib die Stadt langsam ein.
Manches ist aber noch erhalten und man kann sich
vorstellen, wie hier das Leben früher aussah. Hier haben wir einen Blick in die
Wurstküche:
Nun aber wieder zu unserem Nummernschild. Während wir
die Geisterstadt besichtigen, spricht mich jemand an und fragt, ob ich der
Fahrer des Fahrzeugs mit dem Kennzeichen WOLLIS-WP bin. Nachdem ich dies
bestätige, erzählt er mir, dass er mein Nummerschild gesehen hätte und zwar auf
einer Mülltonne des Campingplatzes in Sesriem. Nun,
das half mir jetzt nicht wirklich, denn Sesriem war
zwei Tagesreisen entfernt, sagte mir aber, dass jemand das Schild unterwegs
aufgelesen haben musste. Da ich mit dieser Information nicht allzu viel
anfangen konnte, sind wir weiter nach Lüderitz gefahren. Es ist ein kleiner
Ort, besitzt aber eine gute, historische Bausubstanz. Viele Häuser sind noch im
alten Kolonialstil erhalten.
Am Nachmittag machen wir einen Abstecher zur
sturmumtosten Diaz-Spitze, wo 1488 der portugiesische Seefahrer Bartholomeu Diaz ein Kreuz errichtet hat. Auf dem Weg
dorthin kommt uns ein Wohnmobil mit einem wild gestikulierenden Fahrer
entgegen. Es war der Typ von Kolmannskuppe. Aufgeregt
berichtete er, dass er jemanden getroffen hat, der unser Nummernschild
mitgenommen hat und der wäre auf dem Campingplatz von Lüderitz. Wir also gleich
dorthin, nicht ohne vorher an einem Getränkeladen anzuhalten, um eine Flasche Brandy als Auslöse zu erstehen. Schnell war der Betreffende
gefunden und die Freude war groß, als das Nummerschild nach 5 Tagen und 800
Kilometern wieder bei Papa war.
Warum hat der Mensch das Schild überhaupt
mitgenommen? Er sagte mir, das er jedes verlorene Nummernschild mitnehme (und
die gibt es in Namibia reichlich), um es dann im Canyon Roadhouse
in der Bar aufzuhängen. Ich beschloss, mir das mal anzusehen. Aber zunächst
mussten wir zurück nach Aus. Unterwegs haben wir die Wüstenpferde entdeckt.
Einige Generationen vorher wurden diese Pferde von den deutschen Schutztruppen
laufen gelassen und sie haben sich an die Wüstenbedingungen angepasst. Es ist
wirklich ein Wunder, wie sie hier überleben können.
Am nächsten Tag stand der Fish-River
Canyon auf dem Programm. Auf dem Weg dorthin kommt man am Canyon Roadhouse vorbei. Das Roadhouse
ist eine verrückte Mischung aus Hotel, Museum, Bar und Restaurant.
Und dann habe ich sie gesehen, die ganzen gefundenen,
aber auch gespendeten Nummerschilder.
Ich erklärte dem Barkeeper, dass ich ihn leider durch
gewisse Umstände um ein weiteres Kennzeichen gebracht hätte. Er nahm es mit
Humor.
Ein paar Kilometer weiter kam die große Überraschung.
Nach einer eintönigen Fahrt durch flaches Land tat sich plötzlich eine
Riesenschlucht auf: der Fish-River Canyon, der
zweitgrößte Canyon der Welt. Er ist 161 km lang, bis zu 27 km breit und bis 549
m tief.
Man wird ganz ehrfürchtig, wenn man bedenkt, dass
dieses Flüsschen in Millionen von Jahren diese Schlucht in den Fels geschnitten
hat. Man kann den Canyon auch durchwandern. Der Wanderweg ist 86 km lang und
dauert 5 Tage. Aber jetzt im Sommer ist er gesperrt, denn unten herrschen Temperaturen
über 50 Grad. Am Ende des Canyons liegt Ai-Ais mit
seinen heißen Quellen, in denen wir unsere durchgerüttelten Knochen entspannen
und übernachten. Am nächsten Tag sind wir wieder in Südafrika und nach einer
weiteren Übernachtung in der Cederberg Wildnis am 12. November wieder am Kap. Das
Grün kommt uns viel grüner vor und fast vermissen wir den Staub. Es war eine
tolle Tour und am Ende standen 7000 km mehr auf dem Tacho. Namibia ist nicht
nur groß, es ist auch großartig!