Einmal quer durchs Land

 

Dieses Land ist riesig. Man hat kaum eine Vorstellung von der Größe, also haben wir einen Selbstversuch gemacht und sind quer durchs Land vom Südwesten in den Nordosten gefahren. Um das Land richtig kennen zu lernen, haben wir nach Möglichkeit die Nationalstraßen gemieden und benutzten kleine Nebenstraßen. Gut, man braucht ein wenig länger, oftmals hat man es mit üblen Schotterpisten und Flussdurchquerungen zu tun, aber das Erlebnis ist es wert. Hier ist eine Übersicht über die Strecke:

 

 

Zunächst ging es über die „Vergessene Highway“ durch die Große Karoo. Auf dieser Straße sind früher die Glückssucher nach Kimberley gezogen, wo man Diamanten gefunden hatte, später haben sie die Goldschürfer auf ihrem Weg zum Witwatersrand in der Nähe des heutigen Johannesburg benutzt, erste Siedler, die so genannten Voortrekker,  auf der Suche nach neuen Perspektiven und Buren auf der Flucht vor den Engländern sind über sie gezogen. Heute gibt es die Nationalstraße N1 und die alte Strecke ist in Vergessenheit geraten. Es ist dort so einsam, dass man oftmals in 3 Stunden nur einem Auto begegnet, manchmal auch nur als Dekoration einer Farmeinfahrt.

 

 

Unsere erste Übernachtung war in Sutherland, das ist der kälteste Ort des Landes, nachts war es -7 Grad und einige Schneereste waren auch noch vorhanden. Dafür ist der Sternenhimmel phänomenal, nicht umsonst befindet sich dort das größte Teleskop der südlichen Hemisphäre. Schon deshalb lohnt sich eine Reise nach Sutherland, die wir im letzten Jahr schon mal gemacht haben, zu einem Bericht mit Sternenbildern geht es hier.

 

Nach ausgiebigem Eiskratzen am nächsten Morgen ging es weiter durch die Halbwüste in Richtung Carnarvon. Es wurde jetzt noch einsamer, aber wir hatten Glück, denn nach den Regen- und Schneefällen der letzten Tage hat die Wüste geblüht.

 

 

Ab und zu findet man noch Spuren der ersten Siedler. Da es in der Karoo keine Bäume gibt, konnten sie keine Häuser mit normalen Dächern bauen, deshalb haben sie kleine Rundhäuser mit einem Kraggewölbe, also einer Kuppel aus Steinen, entwickelt. Am Wegesrand entdecken wir ein leider schon zur Hälfte eingefallenes „Corbelled house“, wie es im englischen heißt.

 

 

Nach vielen Stunden und mehreren Flussdurchquerungen erreichen wir den kleinen Ort Carnarvon. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Die unglaublich breiten Straßen (zum Wenden der Ochsengespanne) säumen hübsche Häuschen im viktorianischen Stil. In unserer Frühstückspension werden wir sofort in das Familienleben integriert. Überhaupt ist die Freundlichkeit der Menschen in der Karoo überwältigend.

 

Unser nächstes Ziel ist Kimberley, hier wurden 1871 Diamanten gefunden. Sehenswert ist vor allem das „Big Hole“, das größte jemals von Menschen gemachte Loch. Es hat einen Umfang von 1,6 km und eine Tiefe von 800 m. Es handelt sich dabei um einen vulkanischen Schlot, Magma ist darin an die Oberfläche gekommen und hat die in großer Tiefe unter starkem Druck und großer Hitze entstandenen Diamanten nach oben befördert. Diesen Schlot hat man praktisch ausgegraben und dabei über 3 Tonnen Diamanten gewonnen.

 

 

Heute gehört das alles dem Minenkonzern De Beers, die in der Nähe immer noch Diamanten fördern. Ein freundlicher Angestellter hat uns einen Blick in den schwer bewachten Diamantenraum mit Steinen im mehrstelligen Millionenwert gewährt, leider durfte man dort nicht fotografieren. Kimberley hat einen schönen historischen Bezirk, hier sieht es immer noch aus wie zur Gründerzeit.

 

 

Wir wohnen auch im historischen Viertel, gleich neben dem im Jahr 1880 gebauten Half-way House Hotel mit dem einzigen Drive-in-Pub in Südafrika. Hier ist schon Cecil Rhodes, Gründer von De Beers und Rhodesien, dem späteren Simbabwe, mit dem Pferd an die Theke geritten und hat sein Feierabendbier genossen. Später fuhren dann die Postkutschen vor und heute halt die Autos. Wir haben dort einen sehr vergnüglichen Abend verbracht.

 

Durch eine ziemlich öde Landschaft geht es am nächsten Tag zum Pilanesberg Nationalpark. Der liegt in einem erloschenen alkalischen Vulkankrater und beherbergt über 8000 Großtiere. Er ist vor allem wegen seiner hohen Nashorn-Population bekannt und darum hat man auch gute Chancen, einem dieser ursprünglichen Tiere zu begegnen.

 

 

Gleich nebenan liegt der Vergnügungskomplex Sun City, dem Las Vegas von Südafrika. Eigentlich ist es eine Ansammlung von Hotels, Kasinos, Wasserparks und Golfplätzen, ist aber hübsch gemacht im Stil einer versunkenen, legendären afrikanischen Stadt. Bis zu 40 000 Besucher kommen täglich hierher, aber unser Ding ist es nicht und so verlassen wir nach ein paar Stunden diese künstliche Welt.

 

 

Nicht weit entfernt liegt der Marakele Nationalpark, dem jüngsten von Südafrika, welcher in der Bergregion des Waterberges liegt. Hier hat man das Gefühl, den Park ganz für sich zu haben, denn die einzige Unterkunftsmöglichkeit sind 9 Zelte an einem kleinen Stausee in einer großartigen Landschaft.

 

 

Obwohl hier die üblichen Großtiere Südafrikas angesiedelt sind, ist die Tierbeobachtung schwierig, weil die Tiere keine Menschen und Autos gewohnt sind und deshalb eher zurückgezogen leben. Da bleibt man am besten auf der herrlichen Terrasse des Zeltes sitzen und beobachtet die Impalas, Kudus und Gnus, die zum Trinken an den See kommen. Es ist auch ein Paradies für Vogelliebhaber, die Vielfalt ist unglaublich, viele Wasservögel und auch die Bienenfresser geben sich hier ein Stelldichein.

 

 

Einen besonderen Service bieten die Buschböcke, die kostenlos das Auto putzen, aber besonders gründlich haben sie nicht gearbeitet.

 

 

Von hier ist es ein weiter Weg bis zum Norden des Krügerparks. Unterwegs kommen wir an unzähligen Jagdfarmen vorbei. Ständig gibt es Straßensperren mit Kontrollen, denn hier treiben Wilderer, gesteuert von chinesischen Syndikaten, ihr Unwesen, die es auf die Nashörner abgesehen haben. Nun, die Nashörner werden sowieso abgeknallt, aber dem Farmer ist es natürlich lieber, dass dies von zahlenden Russen gemacht wird als von nicht zahlenden Chinesen. Wegen der Überwachung weichen die Wilderer immer mehr auf die Nationalparks aus, über 300 Nashörner sind dieses Jahr schon umgebracht worden. Im Krügerpark wird deshalb auch das Militär eingesetzt und wir geraten auch zufällig in eine Militäraktion, in der Jagd auf Wilderer gemacht wurde. Ich weiß aber nicht, wie es ausgegangen ist.

 

Zum ersten Mal betreten wir den äußersten nördlichen Teil des Krügerparks. Hier ist es sehr einsam, denn endlose Mopanewälder sind nicht grade ideal zur Tierbeobachtung und man trifft darum nur auf wenige Menschen. Trotzdem oder vielleicht grade deshalb hat diese Gegend ihren besonderen Reiz. Jetzt zum Ende der Trockenzeit haben die Mopanebäume eine herbstliche Färbung angenommen.

 

 

Die Silhouetten von riesigen, bis zu 3000 Jahre alten Affenbrotbäumen (Boababs) bestimmen hier das Landschaftsbild:

 

 

Das heißt aber nicht, dass eine Wildbeobachtung hier unmöglich ist. Bei richtigem Licht hat die dichte Vegetation ihren besonderen Reiz. Es gibt hier große Büffelherden und so hat man die Chance, auch mal ein paar Büffelkälber zu sehen.

 

 

Außerdem gibt es große Giraffen- und Elefantenherden und die können sich ja nicht so leicht verstecken.

 

 

Die müssen ja irgendwann zu den Wasserlöchern kommen und haben sichtlich ihren Spaß dabei:

 

 

Dieses ist ein künstliches Wasserloch und wie das funktioniert, muss von den Kleinen natürlich gründlich untersucht werden.

 

 

Der Himmel voller Geier zeigt einem immer den Weg zu einem verendeten Tier, möglicherweise das Opfer einer Großkatze. So war es auch in diesem Fall, die Geier machen sich über die Reste eines Impalas her.

 

 

Zwei Tage bleiben wir im Camp Punda Maria, dann ziehen wir weiter ins Camp Mopani. Wie weit nördlich wir sind, wird uns erst klar beim passieren des südlichen Wendekreises (Tropic of Capricorn). Das ist der Punkt, an dem nur am 21. Dezember die Sonne senkrecht über der Erde steht.

 

 

Eines Morgens haben wir ein besonderes Erlebnis: Eine Servalkatze tritt aus dem hohen Gras und lässt sich bei ihrer Jagd von uns beobachten. Zum ersten  Mal sehen wir einen Serval und damit geht ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung.

 

 

Doch damit nicht genug. Plötzlich entdecken wir in einiger Entfernung eine der extrem seltenen und wunderschönen Rappenantilopen (Sable Antelope). Erst einmal haben wir diese Antilope in Botswana gesehen und dort war sie auch weit entfernt. Nun hat es aber für ein Beweisfoto gereicht, es gibt sie also wirklich.

 

 

Was für ein toller Tag! Langsam wird die Vegetation etwas lichter, so können auch die Löwen uns ein Stück des Weges begleiten.

 

 

Sehr viele Adler gibt es in dieser Gegend. Besonders schön finde ich den Bateleur, auf deutsch Gaukler, weil er beim fliegen immer ein wenig hin und her schaukelt.

 

 

Mopane ist ein hübsches Camp mitten im, wie der Name schon sagt, Mopanewald, was einem ein echtes Buschgefühl gibt. Da wundert es dann auch kaum, dass uns abends eine Ginsterkatze besucht. Das ist eigentlich gar keine Katze, sondern gehört zur Familie der Mangusten.

 

 

Auf dem Weg in Richtung Süden passieren wir den Letaba-Fluss. Auch dort tut sich einiges. Weil es nicht so heiß ist, halten sich die Flusspferde auch schon mal an Land auf.

 

 

Die Wasserschildkröten unterscheiden sich kaum von dem Stein, auf dem sie sitzen und würden sie nicht die Hälse der Sonne entgegen strecken, man würde sie kaum erkennen.

 

 

Die Elefanten freuen sich über ein erfrischendes Bad.

 

 

Trotzdem würde ich ein Bad nicht empfehlen, denn es kann sein, dass man plötzlich in diese Augen blickt:

 

 

Es geht langsam in die Savanne über und ausgewachsene Dickhäuter bestimmen das Bild

 

 

oder solche, die es noch werden wollen.

 

 

Dann aber kommen wir zu einem der schönsten Plätze der Welt: Südafrika, Krügerpark, Olifantscamp, Hütte Nummer 9! Diese Hütte liegt etwas abseits auf einem Felsvorsprung hoch über dem Olifantsfluss und selbst wenn das Camp voll ist hat man den Eindruck, man hätte die ganze Welt für sich allein. Hier will man nie wieder weg. Vom Fluss hört man das Grunzen der Nilpferde, Elefantenherden kommen zum trinken und Unmengen von Gazellen kommen und gehen.

 

 

Die Hütte muss man allerdings 1 Jahr im Voraus buchen. Auch die Sonnenuntergänge bleiben einem lange in Erinnerung.

 

 

Ach ja, irgendwann muss man leider weiterziehen. Jetzt kommen wir in den südlichen und damit wildreichsten Teil des Parks. Hier gibt es die meisten Camps, aber auch die meisten Menschen. Auf den Teerstraßen geht es zu wie auf der Autobahn, wobei jederzeit mit etwas ungewöhnlichen Verkehrsteilnehmern zu rechnen ist.

 

 

Den Rückspiegel sollte man auch im Auge behalten, denn manchmal ist die Action dort, wo man es nicht vermutet:

 

 

Hier haben die Tiere das Sagen und manchmal muss man sich der Natur erwehren. Denn während die Maus unsere Kekse futtert, die Grünmeerkatze unsere Kartoffeln klaut, die Paviane unsere Vollkornbrot-Konserven(!)-Dosen öffnen, zieht der Gelbschnabeltoko die Scheibenwischergummis heraus. Ja, ja, die Natur kann ganz schön stressig sein. Zum Glück hat sich niemand für unseren Weinvorrat interessiert, das wäre wirklich fatal gewesen. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, sperrt man am besten hinter stabile Gitter.

 

 

Die Paviane sind die schlimmsten. Selbst mitten auf der Straße vergnügen sie sich ungeniert.

 

 

Hier ist Big 5 Gebiet und man findet sie alle, Elefanten, Büffel, Nashörner, Löwen und Leoparden.

 

 

 

 

 

Die Begegnung mit einem Leoparden ist natürlich immer etwas besonderes, vor allem, wenn man dieses Kraftpaket mal nicht in Ruhestellung erlebt.

 

 

Aber nicht nur die großen Tiere sind interessant. Auch die Anmut eines Impala am Wasserloch kann faszinieren.

 

 

Oder die Putzigkeit einer Mangustenfamilie, die es sich in einem verlassenen Termitenhügel gemütlich gemacht hat.

 

 

Unsere Camps im Süden waren Lower Sabie, Crocodile Bridge und Berg en Dal. Insgesamt haben wir 13 Tage im Krügerpark verbracht und es war sicher nicht das letzte Mal.

 

Eine lange Fahrt ist es zum Golden Gate Highlands Nationalpark in den Drakensbergen an der Grenze zu Lesotho. Es erwartet uns eine völlig bizarre Bergwelt. Wir wohnen sehr komfortabel in einem großen Chalet auf einer Aussichtsterrasse.

 

 

Und so sieht der Blick von innen aus:

 

 

Besonders schön wirken die Felsen bei untergehender Sonne. Von den Felsen am Eingang hat der Park seinen Namen, denn bei Sonnenuntergang haben sie einen goldenen Schimmer.

 

 

Es gibt aber viele andere interessante Formationen, wie hier die Mushroomrocks:

 

 

Ansonsten ist es hier ein Wandergebiet und die Aussicht von einem Gipfel muss man sich hart erarbeiten, es sei denn, man hat ein kletterfähiges Auto.

 

 

Die Weiterfahrt an der Grenze von Lesotho ist wunderschön. Manchmal erinnert die Landschaft an Arizona.

 

 

Die nächste Übernachtung war am Gariep-Dam, mit 100 km Länge ist es der größte Stausee Südafrikas. Die 900m lange Staumauer ist die zweitlängste in ganz Afrika. In einem riesigen Ferienresort waren wir fast die einzigen Gäste und wir haben uns gefragt, wie so eine Anlage überleben kann.

 

 

Nach einer Zwischenübernachtung in Beaufort West waren wir nach dreieinhalb Wochen und 6500 km mehr auf dem Tacho wieder zuhause. Mann, ist dieses Land groß. Zum Glück, denn dann hat man immer eine Entschuldigung für die nächste Entdeckungsreise.

 

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